Sonderausgabe "Lehrprojekt: Nature writing und Übersetzung"

Beziehungsstatus Germersheim – Studierende: Es ist kompliziert

 

Der FTSK wurde 1947 als Dolmetscherinstitut gegründet und ist seitdem - unter verschiedenen Namen - Teil von Germersheim. Man könnte also annehmen, dass der Fachbereich, der vor drei Jahren sein 70-jähriges Bestehen gefeiert hat, eine gefestigte Rolle im Stadtleben hat. Und doch scheint es einen großen Graben zwischen den Studis und den Germersheimern zu geben. Wir bleiben meistens unter uns, im wahrsten Sinne des Wortes versteckt in der Festung in der unser Fachbereich beheimatet ist, und meist unwissend über viele Dinge, die jenseits der Mauern geschehen. Dies wird immer wieder bei Veranstaltungen wie dem Festungsfest oder der Kultur- und Museumsnacht sichtbar, bei denen nur eine geringe Anzahl Studierender anzutreffen ist, weil eben viele am Wochenende zu ihren Eltern fahren. Wenn man sich dann in der nächsten Woche nach dem Unterricht über das Wochenende unterhält und beispielsweise vom Weihnachtsmarkt auf dem Kirchenplatz erzählt, bekommt man oft die Antwort „Ach, so etwas gibt es in Germersheim?“. Dieses Unwissen besteht übrigens genauso auf der anderen Seite: Beim Festungsfest 2019 wussten mehrere Menschen, die auf den Infostand von AStA und StuPa zugekommen sind, nicht einmal, dass es in Germersheim eine Uni gibt. Und auch das jährlich stattfindende Sommerfest des Fachbereichs zieht neben Studierenden und Dozierenden hauptsächlich Ehemalige an; Germersheimer, die mit der Uni nichts zu tun haben, sind dort kaum anzutreffen.

 

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Die Leiden eines Laiendolmetschers

Meist wird Konferenzdolmetschen als die höchste Disziplin der Translation angesehen. Das würde ich auch niemals bestreiten. Doch wie sieht es mit dem bilateralen Dolmetschen in Institutionen aus? Sprich das Dolmetschen im Krankenhaus, bei der Polizei, beim Arbeitsamt, beim Psychologen, in sozialen Einrichtungen, bei Schwangerschaftskonfliktberatungen – die Liste ist schier unendlich. Nun, oft wird angenommen, dass diese Form des Dolmetschens von jedem ausgeübt werden kann, der mindestens zwei Sprachen spricht. Ob er diese nun auch perfekt beherrscht, das sei mal dahingestellt. Denn zum einen interessiert es die Angestellten der vielen verschiedenen Institutionen nicht, ob der Laiendolmetscher beide Sprachen auch wirklich ausreichend beherrscht. Zum anderen aber liegt es daran, dass die Überbrückung der Sprachbarriere in Deutschland „Sache der Migranten“ ist, wie Frau Dr. Bahadir das mal so schön formuliert hat. Dass die Leidtragenden in den meisten Fällen Familienmitglieder und in den schlimmsten Fällen Kinder sind, das scheint keinen oder nur die wenigsten zu interessieren. Und dass bilaterales Dolmetschen weit mehr ist, als Inhalte von einer Sprache in die andere zu übertragen, das sollte spätestens bei der oben genannten Aufzählung jedem klar sein. Wer schon einmal in Institutionen gedolmetscht hat, weiß, dass man neutral und empathisch zu gleich sein sollte, dass man Verständnis zeigen sollte, aber keine Partei ergreifen darf. Während man als Konferenzdolmetscher in seiner kleinen geschützten Kabine sitzt, ist man als Dolmetscher in Institutionen direkt am Geschehen beteiligt und wird nicht nur als Dolmetscher, sondern als Kulturversteher, Kulturerklärer, Gesprächspartner und oft als Argumentationswaffe genutzt.


Ich hatte das Glück, oder doch eher das Pech (?) bilingual aufzuwachsen. Meine Eltern stammen beide aus Italien und sprechen wenig bzw. gar kein Deutsch. Hinzu kommt, dass sie die deutsche Bürokratie bis heute nicht verstanden haben, sodass ich schon früh lernen musste, Anträge auszufüllen, bei Arztbesuchen mitzugehen und mit Mitarbeitern des Arbeitsamtes zu streiten. Richtig gelesen, zu streiten. Aber auf diesen Punkt möchte ich nicht weiter eingehen. Stattdessen möchte ich euch anhand einiger Beispiele aus meinem Leben zeigen, wie wichtig die Ausbildung von Fachdolmetschern ist und dass das Dolmetschen in den oben genannten Bereichen eben nicht von jeder x-beliebigen bilingualen Person übernommen werden kann.

 

 

Gehen wir mal einige Jahre zurück: Aufgrund gesundheitlicher Probleme konnte mein Vater nicht mehr arbeiten. Meine Mutter war bis dato immer schon Hausfrau gewesen, sodass der Einstieg in das Berufsleben meiner Mutter im Alter von 42 Jahren ohne Deutschkenntnisse und ohne Schulabschluss nicht leichtfiel. Um ganz genau zu sein, hat sie es nie geschafft. Deshalb musste von irgendwoher Geld in die Familienkasse kommen. Wie soll eine vierköpfige Familie sonst überleben? Als mein Vater wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht mehr arbeiten durfte, musste er Frührente beantragen. Während eines Gesprächs mit Freunden erfuhr mein Vater, dass meine Mutter Anspruch auf Hartz IV hatte. Er ging also zum Arbeitsamt und erklärte mit seinem gebrochenen Deutsch sein Problem. Die nette Dame drückte ihm Papiere in die Hand mit den Worten: Ausfüllen und zurückbringen. Zuhause angekommen der Schock: Das Deutsch auf den Anträgen ist anders als das gesprochene Deutsch. Mein Vater verstand kein Wort von dem, was auf den Papieren stand, sodass das kleine 9-jährige Ich hinzugezogen wurde, um meinen Eltern beim Ausfüllen zu helfen. Dass ich die Hälfte von dem, was auf den Anträgen stand, selbst nicht ganz verstand, fanden meine Eltern komisch. „Warum verstehst du das nicht? Du sprichst doch Deutsch, du musst das verstehen.“ Heute weiß ich, dass es damals nicht meine Schuld war, dass meine Deutschkenntnisse für mein damaliges Alter nicht schlecht waren, sondern dass diese Anträge einfach nicht für ein 9-jähriges Kind gemacht sind, egal welche Sprache die Muttersprache ist. Aber damals machte ich mir sehr große Vorwürfe. Ich verbrachte Tage damit zu verstehen, was überhaupt ein Mietvertrag ist, was Nebenkosten sind, die Bedeutung von Einnahmen und Ausgaben usw.

Und nun mal Hand aufs Herz: Wer von den deutschen Muttersprachlern kannte diese Begriffe im Alter von 9 Jahren? Wahrscheinlich niemand. Und als ob diese Aufgabe nicht schon schwer genug für mich war, wurde ich von meinem Vater fast täglich angeschrien, wieso ich denn so lange mit diesen Anträgen brauchen würde. Heute weiß ich, dass es wahrscheinlich nicht seine Absicht war, mich psychisch mit diesen Anträgen fertig zu machen, dass die pure Verzweiflung aus ihm sprach. Aber als 9-jähriges Kind konnte ich seine Wut überhaupt nicht nachvollziehen. Nach circa einer Woche hatte ich es geschafft, die Anträge auszufüllen und die benötigten Dokumente meiner Eltern zusammenzubekommen. Mein Vater bat mich mit zum Arbeitsamt zu kommen, um die Dokumente abzugeben und das weitere Vorgehen zu besprechen. Ich sollte also das allererste Mal in meinem Leben dolmetschen. Falls sich nun einige fragen, wie das denn im Kindergarten und bei der Einschulung von mir und meinem Bruder abgelaufen ist und auch bei Elternsprechtagen: Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Wahrscheinlich hat sich mein Vater mit seinem gebrochenen Deutsch durchgeschlagen. Aber ich habe von meinen Eltern nie wirklich eine Antwort auf diese Frage bekommen. Wie auch immer. Ich ging also gemeinsam mit meinem Vater zum Arbeitsamt und stand erneut vor dem Problem nichts zu verstehen.. Ich gab mir Mühe, doch weder die Mitarbeiterin noch mein Vater waren wirklich kollaborativ, sodass ich im Endeffekt weinend aus dem Raum rannte und mich für einige Zeit weigerte, Italienisch zu sprechen. Ich schämte mich für meine Eltern…

 

 

Die Jahre vergingen und je älter ich wurde, desto eher begann ich meine aufgezwungene Rolle als Dolmetscherin für meine Eltern und Freunde meiner Eltern zu akzeptieren. Diese Rolle bestand jedoch nicht nur darin, zu dolmetschen. Nein, ich musste beraten, erklären, ja sogar integrieren. Denn sobald Familien aus Italien nach Deutschland in unser kleines Dorf zogen, war ich die erste Ansprechpartnerin, obwohl andere bilinguale italo-deutsche Kinder im Dorf lebten. Aber in den Augen aller Dorfbewohner war ich die geborene Dolmetscherin. Hier und da kamen unangenehme Situationen zustande, in denen ich keine Antwort wusste oder meine Sprachkenntnisse einfach nicht ausreichend waren. Denn um ehrlich zu sein, waren meine Italienischkenntnisse bis zum Beginn meines Studiums miserabel. Zuhause wurde kein richtiges Italienisch gesprochen. Unsere Muttersprache ist Sizilianisch. Wie dem auch sei, trotz vieler Schwierigkeiten, hat sich nie etwas an meiner Rolle geändert und so wurde ich für alle möglichen Belange aller Italiener des Dorfes gerufen. Natürlich kann ich mich nicht mehr an alles erinnern. Zwei Ereignisse allerdings sind so fest in mein Gedächtnis eingebrannt, dass ich sie niemals vergessen werde. Denn diese haben mich psychisch sehr belastet und mich für mein Leben geprägt. Und damit ihr verstehen könnt, warum ich der Meinung bin, dass Dolmetscher in institutionellen Bereichen mehr Anerkennung bekommen sollten, bzw. man sich mehr dafür einsetzen sollte, dass keine Laiendolmetscher zum Einsatz kommen, sondern nur noch ausgebildete Personen, möchte ich euch von diesen Ereignissen erzählen.

 

Mit 19 sah ich mich vor die wohl schwerste Aufgabe meines Lebens gestellt. Mein Vater war schon jahrelang starker Raucher. Jährlich musste er wegen Luftmangel ins Krankenhaus. Trotz mehrfacher Bemühungen unsererseits war Aufhören für ihn keine Option. 2014 allerdings wurde er eines Besseren belehrt: Mein Vater lief während eines Arztbesuches blau an und musste sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden. Meine Mutter und ich fuhren nach, mussten aber im Wartezimmer warten. Zwei unerträgliche Stunden vergingen und endlich kam der behandelnde Arzt. Sein Gesichtsausdruck gab mir schon zu verstehen, dass es für meinen Vater überhaupt nicht gut aussah: Die Blutwerte von meinem Vater waren sehr schlecht. Seine Lunge hatte im Laufe der letzten Jahre stark abgebaut. Er musste in ein künstliches Koma versetzt werden und die Wahrscheinlichkeit, dass mein Vater es überleben würde, war sehr gering. Während der Arzt mit mir sprach, bemerkte ich, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Aber sie durften nicht runterkullern, ich musste stark sein und mich um meine Mutter kümmern. Ich musste meine Gedanken ordnen, die deutsche Hiobsbotschaft ins Italienische übertragen, dabei darauf achten, dass ich bloß keine falschen Infos weitergab und danach meine Mutter trösten. Fürs Weinen war jetzt keine Zeit. Der Arzt ging und ich musste nun meiner Mutter erklären, was mit meinem Papa los ist. Die Diagnose des Arztes hatte ich natürlich nicht verstanden. Woher zum Teufel sollte ich denn bitte wissen, was eine chronisch-obstruktive Bronchitis ist? Und noch weniger kannte ich die italienischen Begriffe dafür. Das Wort Bronchitis hatte ich mal gehört: Irgendwas mit der Lunge ist nicht in Ordnung. Also erklärte ich meiner Mutter mit zitternder Stimme, dass die Lunge meines Papas nicht richtig funktioniert, er von den Ärzten Medikamente zum Schlafen bekommen hat und er es wahrscheinlich nicht überleben würde. Meine Mutter brach zusammen. Sie konnte sich vor Verzweiflung nicht mehr auf ihren Beinen halten. Ich stand neben ihr, völlig verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Ich musste meine Mutter trösten, mich um sie kümmern. Gleichzeitig aber durfte ich nicht weinen. Denn jede Träne, die ich vergossen hätte, wären zehn weitere Tränen gewesen, die meine Mutter aus Verzweiflung vergossen hätte. Er überlebte zum Glück und laut den Ärzten schien es an ein Wunder zu grenzen. Nach circa einem Monat durfte er wieder nach Hause.
Es war keine einfache Zeit. Nicht nur, weil ich als Tochter unfassbare Angst hatte, meinen Vater zu verlieren, sondern weil ich meine Angst und Trauer nicht ausleben durfte. Meine Mutter wäre sonst zusammengebrochen. Ich war Dolmetscherin und Mutter zugleich. Aber zu keiner Sekunde durfte ich Tochter sein.

 

 

Wer nun glaubt, dass dies mein schlimmstes Erlebnis gewesen ist, den muss ich leider enttäuschen.

 

01.05.2017 – Das Datum, das mein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat. An diesem Tag habe ich eine sehr wichtige Person verloren.
Noch heute habe ich mit diesem Verlust zu kämpfen. Und während ich hier am Schreiben bin, kämpfe ich mit den Tränen. Ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte, eine sehr persönliche und traurige Geschichte, mit euch teilen möchte. Und ja, ich möchte, denn diese Geschichte zeigt ganz genau, was ich euch zeigen möchte – nämlich, dass niemals Laiendolmetscher eingesetzt werden sollten. Noch weniger sollten diejenigen als Dolmetscher hinzugezogen werden, die direkt davon betroffen sind.

 

Um 18:00 Uhr des 01.05.2017 verließ mein Bruder wortlos das Haus. Das war schon sehr ungewöhnlich, aber aufgrund von einigen familiären Streitigkeiten hatten wir uns nichts dabei gedacht. Zu diesem Zeitpunkt wohnte ich schon nicht mehr bei meinen Eltern, sodass ich gegen 20 Uhr nach Hause fuhr und an nichts Böses dachte. Am nächsten Tag ging ich ganz normal zur Uni, hatte versucht meinem Bruder zu schreiben, bekam aber keine Antwort. (Das Verhältnis zwischen mir und ihm war etwas angekratzt, sodass ich mir nichts dabei dachte.) Gegen 12 Uhr kam ein Anruf von meiner Mutter. Mir war sofort klar, dass etwas nicht stimmen musste, denn meine Mutter rief in der Woche nie vor 16 Uhr an. Sie wusste, dass ich wegen der Uni nicht abheben konnte. Mein Magen verdrehte sich und ich antwortete mit zitternder Stimme. „Dein Bruder ist immer noch nicht nach Hause gekommen. Er war die ganze Nacht draußen und er hat sich auch nicht bei seinen Freunden gemeldet. Sie sind alle hier und machen sich wahnsinnige Sorgen“ – mir wurde schlecht. Ich werde niemals diesen verzweifelten Unterton meiner Mutter vergessen. Ich erklärte meiner Mutter, dass ich den nächsten Kurs ausfallen lassen würde und mich sofort auf dem Weg nach Hause machen würde. Sofort hieß in dem Fall, dass ich mindestens eine Stunde brauchen würde. Am Bahnhof holten mich meine Eltern ab und wir fuhren zur Polizei. Bei der Polizei erklärte ich, was am Vorabend geschehen war, dass wir gestritten hatten und mein Bruder wortlos aus dem Haus gegangen war. Ich sprach einfach darauf los und ignorierte all das, was meine Eltern sagten. Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren und ich versuchte mich an jedes kleine Detail zu erinnern. Ich beschrieb die Kleidung meines Bruders, vergewisserte mich nochmals bei meinen Eltern, ob ich nicht etwas vergessen hatte und dann wurden wir gebeten, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Während wir im Wartezimmer saßen, fiel mir auf, dass die Seelsorge und Krankenpfleger das Präsidium betraten. Stunden vergingen und wir wurden endlich aufgerufen. Wir betraten einen recht trist eingerichteten Raum und wurden von einer Frau und einem Mann nett begrüßt, doch ihre Mienen sprachen Bände. Ich saß zwischen meinen Eltern und die zwei Polizisten stellten uns verschiedene Frage: Wann haben Sie ihren Sohn das letzte Mal gesehen? Was hatte er an? Haben Sie ein Foto von ihm? Hatte er finanzielle oder psychische Probleme? Ich dolmetschte brav hin und her und versuchte meine Fassung nicht zu verlieren. Mein Gefühl sagte mir, dass ich meinen Bruder wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Die Fragen waren mir einfach zu suspekt. Allerdings versuchte ich mir meine Sorgen nicht anmerken zu lassen. Meinen Eltern zu liebe. Der Mann schaute nach unten, schien sehr traurig zu werden, verschränkte seine Arme und fing an zu erklären. Ein Junge, zu der die Beschreibung meines Bruders passte, hatte sich gestern gegen 18:50 Uhr vor einen Zug geschmissen.
Ich musste schlucken und schaffte es einfach nicht, weiter zu dolmetschen. Ich bekam kein Wort mehr raus. Meine Eltern links und rechts von mir schüttelten an meinen Armen und fragten besorgt was los war. Ich atmete tief durch und sagte nur sehr knapp: „Mein Bruder ist nun bei den Großeltern“. Meine Mutter fing laut an zu weinen und rief ununterbrochen, dass das nicht sein kann. Mein Vater weinte und bekam aufgrund seiner Krankheit kaum noch Luft. Die Krankenpfleger mussten sich um ihn kümmern und ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten, um meine Eltern zu trösten. Wir fuhren nach Hause und in dieser Nacht schlief ich nach 2 Jahren zum ersten Mal wieder bei meinen Eltern. Doch der Horror war für mich noch nicht vorbei. Denn obwohl ich auch Verwandte in Deutschland habe, die perfekt deutsch sprechen, wurde von mir verlangt, dass ich die Beerdigung organisieren sollte. Tagelang unterdrückte ich meine Trauer, antwortete auf Anrufe vom Bestatter, von Verwandten und Freunden und tröstete alle Menschen um mich herum. Dass ich selbst eine Schulter zum Ausheulen brauchte, schien niemanden zu interessieren. Die Nächte verbrachte ich mit Weinen. Ich weinte, weil ich meinen Bruder verloren hatte. Ich weinte, weil ich mich in Stich gelassen fühlte. Ich weinte, weil ich als die geborene Dolmetscherin alles allein meistern musste.

 

 

 

Die meisten Menschen, die mich kennen, würden mich als eine fröhliche und extrovertierte Person beschreiben. Es hat lange gedauert, bis ich meine Freude wiedergefunden habe und meine Rolle als Familiendolmetscherin nicht mehr als eine Bestrafung angesehen habe, sondern als meine Berufung akzeptiert habe. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass ich aus meiner Berufung einen Beruf machen kann und meine Fertigkeiten deshalb perfektionieren muss. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, den MAT mit dem Schwerpunkt Fachdolmetschen zu studieren. Mit dem Wissen aus dem Studium weiß ich, dass ich nicht nur von meiner Familie mit diesen Aufgaben allein gelassen wurde, sondern auch von allen Institutionen, den Profis und der Politik. Wie kann es sein, dass man in solchen Fällen die Tochter als Dolmetscherin akzeptiert? Die psychischen Belastungen sind einfach viel zu groß. Doch nicht nur die psychischen Belastungen des Laiendolmetschers sollten ein Argument dafür sein, dass dieser Missstand geändert wird. Oft habe ich auch bei Aufklärungsgesprächen mit Ärzten dolmetschen müssen. Ein falsch übersetztes Wort und es hätte fatale Folgen geben können. Zum Glück ist mir dies nie passiert. Doch wer weiß, ob das jemand anderem nicht schonmal passiert ist? Ob er deswegen nicht schon eine Person verloren hat?
Weder die Mitarbeiterin des Arbeitsamtes, noch der Arzt oder die Polizisten aus den Beispielen haben sich darum bemüht, einen professionellen Dolmetscher zu engagieren. Für sie war es selbstverständlich, dass ich dolmetschen sollte. Diese Beispiele aus meinem Leben zeigen, dass es kein Bewusstsein dafür gibt, wie schwierig das Dolmetschen in Institutionen eigentlich ist und wie dringend dies geändert werden muss. Studierende des Studiengangs Konferenzdolmetschen sollten nicht nur auf Situationen in der Kabine vorbereit werden, sondern auch auf das Dolmetschen in medizinischen, sozialen, polizeilichen (etc.) Bereichen. Und noch viel wichtiger: Mitarbeiter aus diesen Institutionen sollten für diese Thematik sensibilisiert werden!

- von einer anonymen Verfasserin

 

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Warum werden menschliche Translatoren nach wie vor gebraucht?

Unser Fachbereich, wie sein aktueller Name „Translation-, Sprach- und Kulturwissenschaft“ schon erahnen lässt, bildet hervorragende Sprachen- und Kulturexperten aus, die unter anderem künftig als Übersetzer oder Dolmetscher[1] (unter dem Oberbegriff Translatoren zusammengeführt) tätig werden können. Bestätigt wird dies durch den Ruf unserer Fakultät, da beispielsweise das „Germersheimer Netzwerk“ unter Translatoren auf dem Markt als eine Art Qualitätssiegel gilt. Nun sind aber die neuen Technologien unter dem Impuls des technischen Fortschrittes derart vorwärtsgekommen, dass der Bedarf an menschlichen Fachkräften von diversen Seiten angezweifelt wird. Lohnt es sich also wirklich, ein Studium des Übersetzens oder Dolmetschens aufzunehmen und diese professionelle Ausbildung auch noch durchzuziehen, um zielführend in den Beruf einsteigen zu können?

 

Werden bald sowieso nicht alle einfach Englisch sprechen? Kommunikation könnte so sehr einfach sein und das Heranziehen von qualifizierten Sprachmittlern würde sich infolgedessen erübrigen. Auch die Translatoren müssen sich den Herausforderungen unserer Zeit und unserer heutigen Gesellschaft stellen. Wenn man die gesamte Entwicklung der Sprachen in der Welt betrachtet, lässt sich eine scheinbar weltweit einheitliche Sprache beobachten, die man als Lingua Franca oder Verkehrssprache bezeichnen kann. Diese Sprache scheint heutzutage Englisch zu sein – oder eher Globish, eine vereinfachte Form der englischen Sprache (Neologismus aus Global und English). Dies geschieht zu Ungunsten der Minderheitensprachen, die teilweise im Laufe der Jahre wegen dieses Prozesses immer mehr vom Aussterben bedroht sind, ganz zu schweigen vom politischen Druck. Damit geht eine bessere Ausbildung der Bevölkerung weltweit einher, die weiterhin Fremdsprachen erlernt, wobei die Wahl meistens auf die meistgesprochenen Sprachen der Welt fällt, was wiederum die vorgenannte globale Entwicklung bestätigt, weil die jeweiligen sprachlichen Gemeinschaften dadurch gestärkt werden. Vor diesem Hintergrund darf man sich wohl die Frage stellen, ob ein Beruf als Translator bzw. Sprachmittler wirklich sinnvoll und zukunftsmäßig ist.

 

Eine herausfordernde Marktpositionierung

„In ein paar Jahren wird es keine Übersetzer mehr geben“, urteilte der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am 25. November 2018 in einer ARD-Sendung. Dabei bezog er sich auf die neuen Technologien, die allmählich den Translationsprozess sowohl beim Übersetzen als auch Dolmetschen scheinbar so vereinfachen, dass sie vor diesem Hintergrund manchmal sogar den Lebensunterhalt der Fachkräfte zu bedrohen scheinen. Immer wieder überrascht die Übersetzungsqualität, die zum Beispiel von Programmen der sogenannten „neuronalen“ maschinellen Übersetzung wie DeepL heutzutage erreicht wird, und diese Entwicklung wird sich im Laufe der Jahre zweifellos nicht verlangsamen. So wird teils vorhergesehen, dass sich der Beruf des Fachübersetzers in bestimmten Fachgebieten schrittweise in einen des „Post-Editors” verwandeln wird. Auch die neuesten Systeme und Geräte zum Simultandolmetschen könnten das Ende dieses Berufs einläuten. Zu dieser Problematik hat sich jedoch der ADÜ Nord in einer Stellungnahme geäußert, in der der Verband den professionellen Translatoren eine noch langjährige Zukunft verspricht. Denn die neuen Technologien können zwar sehr viel erreichen, das Heranziehen menschlicher Fachleute wird aber nicht so bald vermeidbar sein. Im Kern geht es um Kommunikation und gegenseitiges Verstehen, um den Sinn und die Bedeutung, die eben aus viel mehr bestehen als aus reinen Wörtern und Sätzen. Es gibt unzählige sprachenpaarspezifische Übersetzungsprobleme, die Maschinen längst nicht werden lösen dürfen, wie etwa Humor, Ironie oder auch im Bereich der Werbung oder der Literatur sowie bei fachlichen Texten. Der Mensch unterscheidet sich von der Maschine durch seine Fähigkeit zum Denken. Diese Fähigkeit wird den Translatoren für Jahre eine gewisse Positionierung auf dem Markt sichern, weil sie in der Lage sind, eine qualitativ bessere Leistung als eine maschinell erzeugte Übersetzung anzubieten. Freiberufler haben in diesem langwierigen Kampf einen Vorsprung, weil sie ohnehin ständig ihre Qualifizierung nachweisen und verteidigen müssen gegenüber Laien, die im Übrigen Dumpingpreise ansetzen und somit den Markt durch unlauteren Wettbewerb beschädigen. Diese Qualifizierung, die beispielsweise aus Studienzeugnissen oder Beeidigung besteht, erlaubt ihnen, hohe Qualitätsstandards festzulegen und eine entsprechende Entlohnung zu verlangen. Solche Fortschritte werden von Berufsverbänden gefördert, weil sie die Interessen der Branchenfachkräfte verfechten und in der Gesellschaft einen Rahmen für politische Aktion darstellen. Nach wie vor stützen sie sich auf einzelne Individuen, die durch ihr Engagement Erfolge bewirken.

 

Ein vielfältiger Beruf voller Chancen

Vor der Technologie sollte man sich aber nicht scheuen. Sie bedeutet wohl eher eine Chance, die qualifizierte Translatoren ausnutzen sollten. Allein die sogenannten CAT-Tools (für Computer-Assisted-Translation) sind für die meisten Berufstätigen heutzutage unumgänglich. Diese CAT-Tools eignen sich besonders gut bei bestimmten Textarten oder Themengebieten, bei anderen aber nicht. Der Einsatz von diesen neuen Technologien und der zielgerichtete Umgang mit ihnen sollen den Translationsprozess erleichtern und von den Profis selbst- und verantwortungsbewusst gehandhabt werden. Der technische Fortschritt bietet Translatoren eine breite Palette an Herausforderungen, die wahr- und hinzunehmen und ohnehin unvermeidlich sind. In Anbetracht der sogenannten Migrantenkrise sind für Sprachmittler auch sehr viele Marktchancen wahrzunehmen. Insbesondere durch die aus der Globalisierung resultierenden Bevölkerungsbewegungen und die Migrationsströme, die aus verschiedenen Gründen (Klimawandel, Kriege, wirtschaftliche Flaute etc.) in den kommenden Jahren massiv an Intensität zunehmen und unsere Gesellschaften sehr herausfordern werden, besteht ein sehr hoher Bedarf an gegenseitigem Verstehen. Dieser Bedarf kann ausschließlich durch Kommunikationsexperten, zu denen Translatoren gehören, gedeckt werden.

Bereits als Student stößt man auf die ersten Marktchancen, weil man als Praktikant in den offiziellen Institutionen wie beispielsweise der EU oder der UNO sowie in sonstigen Sprachenunternehmen aufgenommen werden kann. Das Beispiel der EU ist sehr anschaulich, weil dieser mehrsprachige Zusammenschluss von Staaten ein Beweis dafür ist, dass die Vielfältigkeit der vertretenen Sprachen (die „offiziellen Sprachen“ der EU) in Zukunft beinahe sichergestellt wird. Der Artikel 41, Absatz 4 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union sieht vor, dass „jede Person [...] sich in einer der Sprachen der Verträge an die Organe der Union wenden [kann] und [...] eine Antwort in derselben Sprache erhalten [muss]”. An diesem Beispiel lässt sich festmachen, dass die EU über eine politische Entscheidung die Nationalsprachen, die mitunter als Minderheitensprachen angesehen werden können, zu schützen versucht. Daran sieht man, dass gut ausgebildete Translatoren wenigstens im EU-Raum auch weiterhin gebraucht werden und somit auf dem Markt von guten Chancen profitieren können – nicht zuletzt, weil die Übersetzer und Dolmetscher, die bei der EU arbeiten, ziemlich gute Arbeitsbedingungen genießen können.

 

Diesen Gesichtspunkt kann man auf alle Fälle in Deutschland vertreten, weil die gebotenen Rahmenbedingungen für Translatoren äußerst vorteilhaft sind und für einen guten Markt sorgen. Interessengruppen und -gemeinschaften wie der BDÜ oder der ADÜ Nord wirken an der besseren Gestaltung des Markts mit. Der gesetzliche Rahmen ermöglicht bessere Arbeitsbedingungen. Ein Beispiel ist das JVEG, in dem Honorare für Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen im juristischen Bereich festgelegt werden. Dies zeigt auch, wie wichtig das Engagement als Profi in solchen Zusammenschlüssen ist, weil ihre Mitarbeit an der Interessensverteidigung manchmal doch Früchte trägt. Je mehr sich die Akteure der Branche für ihre gemeinsamen Interessen einsetzen, desto größer wird die Sichtbarkeit des Berufs in der Gesellschaft sein. Erst wenn die Gesellschaft ihnen größere Anerkennung schenkt, können die Fachkräfte eine Statusanhebung erleben. Auch die gesetzlichen Fortschritte, die durch diese Zusammenarbeit in die Wege geleitet wurden, tragen zur gesellschaftlichen Anerkennung der Translatoren bei und bringen das Berufsbild voran, da eine feststehende Regelung die tagtäglichen Arbeitsbedingungen verbessert und als ein Sicherheitsnetz für die Fachkräfte fungiert.

 

Diese Problematik wird auch von den namhaften Translationswissenschaftlern angesprochen. Einige Wochen nachdem die Vermeer-Konferenz bei uns am Fachbereich stattfand, darf an dieser Stelle der – zumindest im deutschsprachigen Raum – bekannte Hans J. Vermeer erwähnt werden, der mit seiner Skopos-Theorie einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung der Translationswissenschaft geleistet hat. In seinem Buch Versuch einer Intertheorie der Translation geht er neben seinen theoretischen Überlegungen auch an die Probleme heran, die es in der Praxis der Translation gibt, und kritisiert die Art und Weise, wie sie behandelt werden. Zum Beispiel erwähnt er die Tatsache, dass nicht alle Translationslehrkräfte „translatologisch“, also als Übersetzer oder Dolmetscher, ausgebildet sind, was er für schlecht hält. Er bespricht sogar den eigen- und fremdevaluierten Status der Übersetzer, den er als „niedrig“ bezeichnet, sowie die schlechten beruflichen Bedingungen der Translatoren, für die es zum Beispiel juristisch keinen Titelschutz gibt. Dabei unterscheidet er zwischen Übersetzern und Dolmetschern, da die letzteren seiner Meinung nach einen etwas besseren Status dank diversen Faktoren haben. Jedoch gibt Vermeer zu, dass die Translatoren in den letzten Jahren insgesamt eine Statusanhebung in der Gesellschaft erlebt haben, weil sich einige Dinge – einschließlich im juristischen Bereich – in die richtige Richtung verändert haben. Daran lässt sich feststellen, dass Translationswissenschaftler in ihren theoretischen Überlegungen auch ihre persönlichen Berufserfahrungen als professionelle Translatoren einbinden. Somit schlagen sie ebenfalls eine Brücke zwischen der Praxis und der Theorie, eine Verbindung, die in der Wissenschaft reichlich thematisiert wird.

 

Die bevorstehende Studienreform

 

Auch an unserem Fachbereich wird hinter den Kulissen gehandelt. So werden regelmäßig im Rahmen verschiedener Gremien neue Entwürfe diskutiert, um das Angebot der Studiengänge anzupassen. Hierbei spielt der Fachbereichsrat die Hauptrolle. Für den Auf- und Ausbau der jeweiligen Studiengänge werden in den Sitzungen nicht nur die Probleme, die am FTSK als folgenreich und ausschlaggebend erachtet werden, wie etwa die Jahr für Jahr sinkende Studierendenzahl, als Argument berücksichtigt, sondern auch die verschiedenartigen Problematiken, die die Gesellschaft in Bezug auf die hier angestrebten Berufsziele insgesamt beeinflussen. Auch weitere Herausforderungen wie etwa die sogenannte Migrantenkrise, mit der die globale Gesellschaft in den kommenden Jahren konfrontiert wird, spielen hier eine bedeutsame Rolle. Denn es geht um das Verstehen und das Sich-Miteinander-Verständigen: Dies genau fördern wir als Übersetzer, Dolmetscher, Translatoren oder sonstige Sprach(ver-)mittler. Die Globalisierung und ihre Folgen sowie die gesamte Entwicklung der Gesellschaften haben einen unmittelbaren Einfluss auf die diversen Entscheidungen, die hier getroffen werden. Denn man möchte am Fachbereich weiterhin bestqualifizierte Fachkräfte ausbilden, die dann auf dem Arbeitsmarkt herausragende Leistungen erbringen und sich auf diese Art und Weise Arbeit sichern können. Dolmetschen mit nur einer Arbeitssprache? Wider Erwarten wohl möglich und Alltag vieler professioneller Berufstätigen, die statt der Mehrsprachigkeit eine reine Zweisprachigkeit zu gebrauchen scheinen. Deshalb wird es auch bereits innerhalb der Ausbildungszeit einen M.A. Konferenzdolmetschen in der Variante AB (mit nur einer aktiven Sprache, aus der und in die gedolmetscht wird) einzuführen versucht. Auch das könnte vielleicht die Zugangsvoraussetzungen zum Studium lockern und so eine mögliche Lösung gegen mangelnde Studienbewerbungen darstellen. Anstatt einen neuen M.A.-Studiengang anzubieten, sollen die Studienschwerpunkte im M.A. Translation ebenfalls präzisiert werden, um die Ausbildung an die Bedürfnisse des Marktes anzupassen. Insgesamt sollte der Fachbereich an seiner Präsenz und Sichtbarkeit arbeiten, damit möglichst viele Studieninteressenten auf das Studienangebot aufmerksam werden und zielbewusst nach Germersheim ziehen, um als bestqualifizierte Translatoren ausgebildet werden zu können.

 

Nach wie vor gilt auch im Bereich des Übersetzens und Dolmetschens eine Nachfrage nach Dienstleistungen überragender Qualität. Dies kann nur durch den Besuch einer qualitätsbewussten Ausbildungsstätte gestattet und gewährleistet werden, weil die Studierenden dadurch Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben, mit denen sie für die globalen Entwicklungen der Gesellschaft ausgestattet und ausgerüstet sind. Diese fordern unseren Beruf und die Tätigkeitsausübung heraus und haben einen klaren Einfluss auf die Gestaltung des Marktes und der Ausbildungsmöglichkeiten. Unseren Beruf werden sie aber nicht so einfach zunichtemachen, erst recht, wenn die Kollegen weiterhin zusammenstehen und sich für ihre gemeinsamen Interessen engagieren, beispielsweise innerhalb von Berufsverbänden. Für ein besseres Berufsbild und hohe Qualitätsstandards muss gekämpft werden. Mehr denn je werden Kommunikationsexperten wie Sprachmittler gesucht, um Zusammenhänge und Verbindungen aller Arten professionell und verantwortungsbewusst herzustellen und somit zwei ursprünglich unlösliche Welten zusammenzubringen. Die Antwort auf die einleitende Frage lautet also: Ja, es lohnt sich auf jeden Fall!

 

 

Jonathan Gautier

 



[1] Das generische Maskulin ist in diesem Artikel für bessere Lesbarkeit als inkludierend zu verstehen.

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Eine Reise um die Welt: Die zweite Germersheimer Exchange Fair

Am 9. November 2018 fand zum zweiten Mal die Germersheimer Exchange Fair statt, eine Infomesse, bei der Studierende des FTSK sich aus erster Hand über Austauschmöglichkeiten und Partneruniversitäten informieren konnten. Eingeladen wurde dieses Jahr unter dem Motto „X-change your life!“. Es ist ein Motto, das verdeutlicht, wie nachhaltig sich ein Auslandsaufenthalt auf das eigene Leben auswirkt. Ein Auslandsaufenthalt bedeutet aber auch einen Austausch über das Leben – einen Austausch von Sprachen, Kulturen, Lebensweisen und Meinungen. Diesen Gewinn an Erfahrungen können Studierende nicht ohne Weiteres machen, wenn sie für die gesamte Zeit ihres Studiums an der Heimatuniversität bleiben. Dabei stellt doch gerade der Kulturaustausch einen zentralen Aspekt der Studiengänge des FTSK dar. Die diesjährige Exchange Fair sollte den Studierenden daher als erste Inspirationsquelle dienen und ihnen zeigen, was im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes möglich ist.

Durchgeführt wurde die Exchange Fair vom Akademischen Auslandsamt mit Unterstützung von AStA, StuPa und knapp 40 weiteren Helfern aus der Studierendenschaft. Die Gruppe der Helfer bestand aus momentanen Austauschstudierenden am FTSK und aus Regelstudierenden, die bereits Austauscherfahrungen an einer der etwa 100 Partneruniversitäten weltweit gesammelt hatten. Besser als jeder andere waren diese Helfer geeignet, ihren interessierten Kommilitoninnen und Kommilitonen von Land und Leuten, Studium und Leben an den vielen Partneruniversitäten zu erzählen.

Im mit Flaggen der verschiedenen Länder geschmückten Audimax waren entlang der Wände Stände aufgebaut worden. Kürbisse und bunte Blätter sorgten für eine gemütliche, herbstliche Atmosphäre. Nach Ländern verteilt saßen an den Ständen die Helfer und unterhielten sich mit Interessierten, zeigten ihnen Infomaterialen und Fotos von Partneruniversitäten und Städten, berichteten von eigenen Erfahrungen und gaben Tipps zur weiteren Planung eines Auslandsaufenthaltes. Es gab zudem einen Stand, an dem über die Möglichkeiten eines Auslandspraktikums informiert wurde. Natürlich waren auch die Vertreter des Akademischen Auslandsamtes vor Ort und beantworteten hilfsbereit alle Fragen. Ein Stand von AStA und StuPa gab Glühwein, Martinsgänse und Kuchen aus. Insgesamt war die Veranstaltung gut besucht, sodass sich die Studierenden immer wieder entlang der Stände reihten, wo sie sich informierten, Kontakte knüpften und Ideen austauschten. 

Da die Zahlen der Outgoings des FTSK in den letzten Jahren etwas nachließen, war es laut Dr. Torsten Dörflinger vom Akademischen Auslandsamt ein erklärtes Ziel der Exchange Fair, diesen Trend aufzuhalten. Sie sollte den Studierenden nicht nur zeigen, welche Bereicherung ein Auslandsaufenthalt darstellt, sondern auch verdeutlichen, dass ein Auslandsaufenthalt keinen Zeitverlust im Studium bedeuten muss und dass viele Möglichkeiten finanzieller Unterstützung bestehen, von der Förderung durch Programme wie ERASMUS bis zum AuslandsBAföG. Ausgehend von der Zahl der Besucher dieser Exchange Fair kann man sicher positiv gestimmt sein, dass in Zukunft wieder mehr Studierende die Chance auf einen Auslandsaufenthalt nutzen. Wir hoffen, dass nun bei vielen die Neugier geweckt wurde und sie bald ihr eigenes Abenteuer „Austausch“ beginnen können.

Andrea

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Alles was man wissen sollte: Ein Auslandssemester in Mexiko

Für mich ging es am 23. Juli nach Mexiko für ein Auslandssemester. Ein kleines Experiment, wie man es nennen könnte, da noch nie ein/e Student/in aus Germersheim an der Universidad Autonoma „Benito Juarez“ de Oaxaca ein Semester verbracht hat. Ich war auf vieles vorbereitet, aber vieles hat mich auch einfach unerwartet erwischt. 

Mit dem Flieger ging es zunächst nach Mexiko-Stadt, da es von Deutschland aus keine Direktflüge nach Oaxaca gibt. Wen Mexiko-Stadt nicht reizt, sollte allerdings nach Cancún fliegen, da die Flüge um einiges günstiger sind und man von dort aus mit dem Bus nach Oaxaca fahren kann. Auf diesem Weg kann man sich einiges vom Land anschauen, da die Fahrt um die 30 h dauert und man sie daher besser in Etappen begeht. Mich hat es allerdings eher nach Mexiko-Stadt gezogen. Ziemlich im Landesinneren gelegen herrscht im Sommer ein drückendes, warmes Klima. Allerdings muss man vor allem in den Sommermonaten am Abend mit plötzlichem Starkregen rechnen. Darauf war ich zum Beispiel nicht vorbereitet und bin das ein ums andere Mal komplett durchnässt im Hostel angekommen. Aber neben Sonne und Regen hat Mexiko-Stadt eine ganze Menge zu bieten. Wenn ihr jemanden kennt, der in der Stadt lebt, mobilisiert diesen, damit er euch die Stadt zeigt. So habe ich es gemacht die ersten paar Tage. Wenn man das ruhige Germersheimer Leben gewohnt ist, kann eine mexikanische Großstadt ganz schön überfordern. Die Straßen sind verstopft von Autos, überall möchte einem jemand was verkaufen, gestresste Leute und neugierige Touristen laufen durch die Straßen. Um sich einen kleinen Überblick zu verschaffen, kann man für wenig Geld einen Tag damit verbringen, mit den altbekannten Tourismusbussen durch die Stadt zu fahren. Es gibt drei Routen, die alles abfahren, was man gesehen haben sollte. Ansonsten sollte man bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln immer ein bisschen Vorsicht bewahren. Auf keinen Fall sollte man ein Taxi heranwinken und die U-Bahn ist als europäischer Tourist auch kein empfehlenswertes Fortbewegungsmittel. Am besten ruft man sich ein Uber. Die App ist kostenlos und man bestellt sich das Uber dahin wo man möchte. So geht man einem Diebstahl oder anderen gruseligen Begegnungen weitestgehend aus dem Weg. Von einem Freund, der leider weniger gute Erfahrungen gemacht hat, habe ich mir auch sagen lassen, nie mein Handy oder das Portmonee in die Hosentasche zu stecken. Einmal unaufmerksam und schon ist man sein geliebtes Accessoire los. Also am besten einen kleinen Rucksack oder eine Bauchtasche benutzen. Pass, Kreditkarte und weiteres sollte am besten sowieso im Hotel oder Hostel bleiben. Einfach immer genug Bargeld mitnehmen. Alles in allem sollte man sich aber nicht unsicher fühlen. Solange man sich nicht abseits der Touristenpfade bewegt, wird man in der Regel nicht Zeuge eines blutigen Mordes, wie aus einem der blutigen Drogenstreifen aus dem Fernsehen. 

Mein absoluter Lieblingsort in Mexiko-Stadt ist definitiv der Bosque de Chapultepec. Ein riesiger Stadtpark mitten in dem ganzen Chaos. Es gibt dort einen großen See, auf dem man Tretboot fahren kann – allerdings nur mit Schwimmweste, da tatsächlich die meisten Mexikaner nicht schwimmen können. Auch viele der Museen befinden sich im Park. Das Museo de la Antropología ist eines der größten und wichtiges Museen der Stadt. Alles was man über die indigenen Kulturen Mexikos und die Zeit vor der Kolonialisierung wissen sollte findet man hier. Auch das Schloss im Park ist ein Museum. Auf einem Hügel gelegen hat man von hier außerdem einen wunderschönen Blick auf den Paseo de la Reforma, eine der berühmtesten Straßen in Mexiko-Stadt. Weitere Highlights sind der Angel de la Independencia, der eine Kopie der Siegessäule in Berlin ist, das Haus von Frida Kahlo, eine der berühmtesten Künstlerinnen Mexikos, und das Stadtviertel Condes. Eines der schönsten und teuersten der Stadt. 

Aber nicht nur die Stadt hat ihre Sehenswürdigkeiten. Außerhalb gelegen und ungefähr in einer Stunde zu erreichen liegen die Pyramiden von Teotihuacan. Die alte Mayastätte ist ziemlich gut erhalten und neben den zwei Pyramiden kann man auch einige der Häuser und andere Gebäude betrachten. Die zwei großen Tempel sind der Sonne und dem Mond gewidmet. Man kann beide Pyramiden fast bis auf die Spitze erklimmen und hat einen netten Blick über das Gelände. Ihr solltet auf jeden Fall einen Hut oder ähnliches mitnehmen, da es dort keinen Schatten gibt, aber eine ziemliche Hitze wütet. Wie bei den meisten Attraktionen muss man einen kleinen Eintritt bezahlen, der es aber wert ist gezahlt zu werden. 

Ein kleiner Fun-Fakt über Mexiko-Stadt ist, dass die komplette Stadt auf einem See gebaut wurde. Eine Legende besagt, dass die Einheimischen einen Adler auf einem Kaktus gesehen haben, der eine Schlange frisst. Dies deuteten sie als Zeichen der Götter und erbauten ihre Stadt an dieser Stelle. Direkt auf einer Insel in einem See. Mit der Zeit trocknete der See aus und die Stadt wuchs bis heute. Nun steht die Regierung vor dem Problem, dass die Stadt absackt. Tagsüber ist dies nicht ganz so gut zu sehen, stellt man sich allerdings nachts oder im Dunkeln vor die beleuchtete Kathedrale, erkennt man dank des Schattenspiels, dass der eine Turm nach links und der andere nach rechts absackt. Dies ist bei vielen Gebäuden im Zentrum so und gar nicht mal so ungefährlich. Allerdings lässt sich die mexikanische Regierung davon nicht abschrecken und baute kurzerhand auch noch einen neuen Flughafen. Direkt neben dem alten, der ziemlich modern und groß ist. Ein neues Terminal wäre ja zu umständlich gewesen. Das Problem ist allerdings, dass der Flughafen vermutlich niemals genutzt werden kann, da er nach jedem Regen eher an einen Hafen für U-Boote erinnert.

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Heimkehrerblues: Die Herausforderung, sich nach einem Auslandsaufenthalt wieder in seinem Land zurechtzufinden und einzugewöhnen

So mancher Studierende kommt nun in den nächsten Wochen frisch aus dem Auslandssemester zurück, eigentlich voller Vorfreude, endlich die Heimat wieder zu sehen, wo Freunde und Familie sehnsüchtig den Weltenbummler mit all seinen in dieser Zeit gesammelten Geschichten und Erfahrungen erwarten - und fällt dann in ein tiefes Loch. Doch dieses Problem haben viele Heimkehrer.

Unsere Autorin hat sich mit diesem Thema für ihre Bachelorarbeit näher auseinander gesetzt...

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Über den Zusammenhang von Musikalität und Sprachbegabung - Oder: Warum sind eigentlich so viele Germersheimer so unglaublich musikalisch?

„Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden.“

(Berthold Auerbach)

 

Schon der Schriftsteller und Humanist Berthold Auerbach verstand es trefflich, die Bedeutung von Musik für den Menschen in nur einem Satz zusammenzufassen: Musik ist international, interkulturell, allseits verständlich und gehört, so wie Sprache auch, zum menschlichen Lebensumfeld. Und deshalb verwundert es kaum, dass es einem leidenschaftlichen Hobbymusiker wie mir beim musikalischen Aufgebot des FTSK fast schon die Sprache verschlägt.

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Verzweifelt gesucht: Zukunftsstrategie für unseren Fachbereich

 

Vor nicht allzu langer Zeit erschien an dieser Stelle ein Satireartikel mit dem Titel „Quo vadis, FTSK?“, der noch ohne konkreten Anlass darüber witzelte, welche Wege unser Fachbereich wohl künftig einschlagen werde und ob angesichts knapper Kassen nicht beispielsweise die Namensrechte des AudiMax künftig an den gleichnamigen Autohersteller gewinnbringend abgetreten werden könnten.

 

Dass der Spaß meist dann aufhört, wenn Satire von der Realität eingeholt wird, ist seit mehreren Monaten an unserem Fachbereich zu spüren. Denn tatsächlich stellt sich momentan ganz nüchtern die Frage: Wo möchte Germersheim inhaltlich hin, wie macht sich der Fachbereich zukunftsfest und wo sieht er sich zum Beispiel in zehn Jahren? Weitere Fragen schließen sich daran an: Ist das hiesige Lehrangebot noch adäquat für Berufsfelder und Berufsbilder im 21. Jahrhundert? Ist Germersheim – auf ganz verschiedenen Ebenen – noch auf der Höhe der Zeit? Und falls nicht: Welche Konsequenzen würde dies nach sich ziehen?

 

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Fotos von der InterFak 2017

Hier findet ihr endlich die Fotos von der Fotowand! Der dazugehörige Artikel erscheint im kommenden 06|kurier.

 

An dieser Stelle vielen lieben Dank an Doriane Dupont für die tollen Fotos.

Wer Doriane für ein Fotoshooting buchen will oder noch mehr Werke von ihr sehen möchte, kann das hier tun:
http://dorianephotography.raidghost.com/

 

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Was tun, wenn der Abschluss naht?

Über die vergangenen Semester hatten wir eine Beitragsreihe mit Erfahrungsberichten ehemaliger FTSK-Studierender veröffentlicht. Dieses Mal haben wir drei Studierende gefragt, die noch nicht ganz fertig sind mit ihrem Studium, jedoch sehr knapp vor der für viele entscheidenden Frage stehen: Abschluss – und was kommt jetzt?

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Von Geldkürzungen und ansteigenden Beiträgen

Nicht nur das Mensaessen wird jährlich um mindestens 10 Cent teurer, sondern auch der Semesterbeitrag wird regelmäßig erhöht. Zudem steigt der Preis des Semestertickets jährlich an – und parallel der Unmut unter Studierenden. Im späten Herbst wurde zudem eine Debatte um die VG-Wort eröffnet, sodass die Dozierendenschaft den Kursteilnehmern ans Herz legte, noch so viel Online-Literatur wie möglich vor dem 01.01.2017 herunterzuladen. Diese Frist wurde nicht zuletzt mithilfe von Stellungnahmen der Landeshochschulpräsidenten und studentischen Vertreter Deutschlands nun verlängert.

 

Nun kommen Fragen auf, wo die Ursprünge der Entwicklungen liegen. Über diese Themen sind meist nur Mitglieder studentischer Gremien ausreichend informiert und versuchen, ihren Kommilitonen ein wenig Einblick in die Thematik zu verschaffen.

 

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Sommerschule in Yerevan: Armenien nicht nur als Tourist erleben

Ihr habt in den nächsten Semesterferien noch nichts vor? Dann können wir euch wärmstens die Sommer- und Winterschulen des DAAD ans Herz legen - Bewerbungen sind abhängig von der jeweiligen Uni auch jetzt noch möglich!
Was euch erwartet? Unser Autor hat sich im vergangenen Jahr einmal Armenien näher angesehen und verzaubern lassen.

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Abschluss – und dann!? Die Vortragsreihe zum Thema Berufsorientierung geht in die dritte Runde

 

Nicht jeder Germersheimer Student oder Promovend hat kurz vor seinem Abschluss schon eine konkrete Vorstellung davon, wie er die Zukunft nach der Uni gestalten möchte. Welche Möglichkeiten bieten sich mir mit einem Bachelor, Master oder Doktor in Übersetzung? Welche Branchen stehen mir offen? Welche Firmen kommen in Frage? Wie kann ich mir den Alltag in einem Großbetrieb oder das Qualitätsmanagement in Übersetzungsagenturen vorstellen? Und wie sind die Gehaltsaussichten? Was muss ich beachten, wenn ich mich als Freiberufler selbstständig machen will? Und welche Berufszweige in der Sprachenindustrie eröffnen sich mir abseits der bekannten Wege? Denn nicht jeder will seinen Lebtag auch ausschließlich mit Übersetzen oder Dolmetschen verbringen...

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Mitwirken am Fachbereich? Gar nicht so schwierig! Zum Beispiel im FBR.

Jetzt ist es wieder soweit, dass alle eure Stimmen zählen! Nun habt ihr die Möglichkeit, eure Vertreter in den FBR zu wählen. Je mehr Zustimmung die Kandidaten bekommen, desto sicherer können sie sich sein, dass sie tatsächlich für die Mehrheit der Studierenden sprechen. Im Foyer sowie vor dem Sitzungszimmer stellen sich unsere Kandidaten vor.

 

Eure Stimme könnt ihr am 19. Und 20. Januar 2016 von 09:00 – 16:00 Uhr im Sitzungszimmer (R 117) abgeben. Ihr braucht lediglich euren Studierendenausweis.

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Beziehungsstatus Germersheim – Studierende: Es ist kompliziert

 

Der FTSK wurde 1947 als Dolmetscherinstitut gegründet und ist seitdem - unter verschiedenen Namen - Teil von Germersheim. Man könnte also annehmen, dass der Fachbereich, der vor drei Jahren sein 70-jähriges Bestehen gefeiert hat, eine gefestigte Rolle im Stadtleben hat. Und doch scheint es einen großen Graben zwischen den Studis und den Germersheimern zu geben. Wir bleiben meistens unter uns, im wahrsten Sinne des Wortes versteckt in der Festung in der unser Fachbereich beheimatet ist, und meist unwissend über viele Dinge, die jenseits der Mauern geschehen. Dies wird immer wieder bei Veranstaltungen wie dem Festungsfest oder der Kultur- und Museumsnacht sichtbar, bei denen nur eine geringe Anzahl Studierender anzutreffen ist, weil eben viele am Wochenende zu ihren Eltern fahren. Wenn man sich dann in der nächsten Woche nach dem Unterricht über das Wochenende unterhält und beispielsweise vom Weihnachtsmarkt auf dem Kirchenplatz erzählt, bekommt man oft die Antwort „Ach, so etwas gibt es in Germersheim?“. Dieses Unwissen besteht übrigens genauso auf der anderen Seite: Beim Festungsfest 2019 wussten mehrere Menschen, die auf den Infostand von AStA und StuPa zugekommen sind, nicht einmal, dass es in Germersheim eine Uni gibt. Und auch das jährlich stattfindende Sommerfest des Fachbereichs zieht neben Studierenden und Dozierenden hauptsächlich Ehemalige an; Germersheimer, die mit der Uni nichts zu tun haben, sind dort kaum anzutreffen.

 

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Die Leiden eines Laiendolmetschers

Meist wird Konferenzdolmetschen als die höchste Disziplin der Translation angesehen. Das würde ich auch niemals bestreiten. Doch wie sieht es mit dem bilateralen Dolmetschen in Institutionen aus? Sprich das Dolmetschen im Krankenhaus, bei der Polizei, beim Arbeitsamt, beim Psychologen, in sozialen Einrichtungen, bei Schwangerschaftskonfliktberatungen – die Liste ist schier unendlich. Nun, oft wird angenommen, dass diese Form des Dolmetschens von jedem ausgeübt werden kann, der mindestens zwei Sprachen spricht. Ob er diese nun auch perfekt beherrscht, das sei mal dahingestellt. Denn zum einen interessiert es die Angestellten der vielen verschiedenen Institutionen nicht, ob der Laiendolmetscher beide Sprachen auch wirklich ausreichend beherrscht. Zum anderen aber liegt es daran, dass die Überbrückung der Sprachbarriere in Deutschland „Sache der Migranten“ ist, wie Frau Dr. Bahadir das mal so schön formuliert hat. Dass die Leidtragenden in den meisten Fällen Familienmitglieder und in den schlimmsten Fällen Kinder sind, das scheint keinen oder nur die wenigsten zu interessieren. Und dass bilaterales Dolmetschen weit mehr ist, als Inhalte von einer Sprache in die andere zu übertragen, das sollte spätestens bei der oben genannten Aufzählung jedem klar sein. Wer schon einmal in Institutionen gedolmetscht hat, weiß, dass man neutral und empathisch zu gleich sein sollte, dass man Verständnis zeigen sollte, aber keine Partei ergreifen darf. Während man als Konferenzdolmetscher in seiner kleinen geschützten Kabine sitzt, ist man als Dolmetscher in Institutionen direkt am Geschehen beteiligt und wird nicht nur als Dolmetscher, sondern als Kulturversteher, Kulturerklärer, Gesprächspartner und oft als Argumentationswaffe genutzt.


Ich hatte das Glück, oder doch eher das Pech (?) bilingual aufzuwachsen. Meine Eltern stammen beide aus Italien und sprechen wenig bzw. gar kein Deutsch. Hinzu kommt, dass sie die deutsche Bürokratie bis heute nicht verstanden haben, sodass ich schon früh lernen musste, Anträge auszufüllen, bei Arztbesuchen mitzugehen und mit Mitarbeitern des Arbeitsamtes zu streiten. Richtig gelesen, zu streiten. Aber auf diesen Punkt möchte ich nicht weiter eingehen. Stattdessen möchte ich euch anhand einiger Beispiele aus meinem Leben zeigen, wie wichtig die Ausbildung von Fachdolmetschern ist und dass das Dolmetschen in den oben genannten Bereichen eben nicht von jeder x-beliebigen bilingualen Person übernommen werden kann.

 

 

Gehen wir mal einige Jahre zurück: Aufgrund gesundheitlicher Probleme konnte mein Vater nicht mehr arbeiten. Meine Mutter war bis dato immer schon Hausfrau gewesen, sodass der Einstieg in das Berufsleben meiner Mutter im Alter von 42 Jahren ohne Deutschkenntnisse und ohne Schulabschluss nicht leichtfiel. Um ganz genau zu sein, hat sie es nie geschafft. Deshalb musste von irgendwoher Geld in die Familienkasse kommen. Wie soll eine vierköpfige Familie sonst überleben? Als mein Vater wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht mehr arbeiten durfte, musste er Frührente beantragen. Während eines Gesprächs mit Freunden erfuhr mein Vater, dass meine Mutter Anspruch auf Hartz IV hatte. Er ging also zum Arbeitsamt und erklärte mit seinem gebrochenen Deutsch sein Problem. Die nette Dame drückte ihm Papiere in die Hand mit den Worten: Ausfüllen und zurückbringen. Zuhause angekommen der Schock: Das Deutsch auf den Anträgen ist anders als das gesprochene Deutsch. Mein Vater verstand kein Wort von dem, was auf den Papieren stand, sodass das kleine 9-jährige Ich hinzugezogen wurde, um meinen Eltern beim Ausfüllen zu helfen. Dass ich die Hälfte von dem, was auf den Anträgen stand, selbst nicht ganz verstand, fanden meine Eltern komisch. „Warum verstehst du das nicht? Du sprichst doch Deutsch, du musst das verstehen.“ Heute weiß ich, dass es damals nicht meine Schuld war, dass meine Deutschkenntnisse für mein damaliges Alter nicht schlecht waren, sondern dass diese Anträge einfach nicht für ein 9-jähriges Kind gemacht sind, egal welche Sprache die Muttersprache ist. Aber damals machte ich mir sehr große Vorwürfe. Ich verbrachte Tage damit zu verstehen, was überhaupt ein Mietvertrag ist, was Nebenkosten sind, die Bedeutung von Einnahmen und Ausgaben usw.

Und nun mal Hand aufs Herz: Wer von den deutschen Muttersprachlern kannte diese Begriffe im Alter von 9 Jahren? Wahrscheinlich niemand. Und als ob diese Aufgabe nicht schon schwer genug für mich war, wurde ich von meinem Vater fast täglich angeschrien, wieso ich denn so lange mit diesen Anträgen brauchen würde. Heute weiß ich, dass es wahrscheinlich nicht seine Absicht war, mich psychisch mit diesen Anträgen fertig zu machen, dass die pure Verzweiflung aus ihm sprach. Aber als 9-jähriges Kind konnte ich seine Wut überhaupt nicht nachvollziehen. Nach circa einer Woche hatte ich es geschafft, die Anträge auszufüllen und die benötigten Dokumente meiner Eltern zusammenzubekommen. Mein Vater bat mich mit zum Arbeitsamt zu kommen, um die Dokumente abzugeben und das weitere Vorgehen zu besprechen. Ich sollte also das allererste Mal in meinem Leben dolmetschen. Falls sich nun einige fragen, wie das denn im Kindergarten und bei der Einschulung von mir und meinem Bruder abgelaufen ist und auch bei Elternsprechtagen: Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Wahrscheinlich hat sich mein Vater mit seinem gebrochenen Deutsch durchgeschlagen. Aber ich habe von meinen Eltern nie wirklich eine Antwort auf diese Frage bekommen. Wie auch immer. Ich ging also gemeinsam mit meinem Vater zum Arbeitsamt und stand erneut vor dem Problem nichts zu verstehen.. Ich gab mir Mühe, doch weder die Mitarbeiterin noch mein Vater waren wirklich kollaborativ, sodass ich im Endeffekt weinend aus dem Raum rannte und mich für einige Zeit weigerte, Italienisch zu sprechen. Ich schämte mich für meine Eltern…

 

 

Die Jahre vergingen und je älter ich wurde, desto eher begann ich meine aufgezwungene Rolle als Dolmetscherin für meine Eltern und Freunde meiner Eltern zu akzeptieren. Diese Rolle bestand jedoch nicht nur darin, zu dolmetschen. Nein, ich musste beraten, erklären, ja sogar integrieren. Denn sobald Familien aus Italien nach Deutschland in unser kleines Dorf zogen, war ich die erste Ansprechpartnerin, obwohl andere bilinguale italo-deutsche Kinder im Dorf lebten. Aber in den Augen aller Dorfbewohner war ich die geborene Dolmetscherin. Hier und da kamen unangenehme Situationen zustande, in denen ich keine Antwort wusste oder meine Sprachkenntnisse einfach nicht ausreichend waren. Denn um ehrlich zu sein, waren meine Italienischkenntnisse bis zum Beginn meines Studiums miserabel. Zuhause wurde kein richtiges Italienisch gesprochen. Unsere Muttersprache ist Sizilianisch. Wie dem auch sei, trotz vieler Schwierigkeiten, hat sich nie etwas an meiner Rolle geändert und so wurde ich für alle möglichen Belange aller Italiener des Dorfes gerufen. Natürlich kann ich mich nicht mehr an alles erinnern. Zwei Ereignisse allerdings sind so fest in mein Gedächtnis eingebrannt, dass ich sie niemals vergessen werde. Denn diese haben mich psychisch sehr belastet und mich für mein Leben geprägt. Und damit ihr verstehen könnt, warum ich der Meinung bin, dass Dolmetscher in institutionellen Bereichen mehr Anerkennung bekommen sollten, bzw. man sich mehr dafür einsetzen sollte, dass keine Laiendolmetscher zum Einsatz kommen, sondern nur noch ausgebildete Personen, möchte ich euch von diesen Ereignissen erzählen.

 

Mit 19 sah ich mich vor die wohl schwerste Aufgabe meines Lebens gestellt. Mein Vater war schon jahrelang starker Raucher. Jährlich musste er wegen Luftmangel ins Krankenhaus. Trotz mehrfacher Bemühungen unsererseits war Aufhören für ihn keine Option. 2014 allerdings wurde er eines Besseren belehrt: Mein Vater lief während eines Arztbesuches blau an und musste sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden. Meine Mutter und ich fuhren nach, mussten aber im Wartezimmer warten. Zwei unerträgliche Stunden vergingen und endlich kam der behandelnde Arzt. Sein Gesichtsausdruck gab mir schon zu verstehen, dass es für meinen Vater überhaupt nicht gut aussah: Die Blutwerte von meinem Vater waren sehr schlecht. Seine Lunge hatte im Laufe der letzten Jahre stark abgebaut. Er musste in ein künstliches Koma versetzt werden und die Wahrscheinlichkeit, dass mein Vater es überleben würde, war sehr gering. Während der Arzt mit mir sprach, bemerkte ich, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Aber sie durften nicht runterkullern, ich musste stark sein und mich um meine Mutter kümmern. Ich musste meine Gedanken ordnen, die deutsche Hiobsbotschaft ins Italienische übertragen, dabei darauf achten, dass ich bloß keine falschen Infos weitergab und danach meine Mutter trösten. Fürs Weinen war jetzt keine Zeit. Der Arzt ging und ich musste nun meiner Mutter erklären, was mit meinem Papa los ist. Die Diagnose des Arztes hatte ich natürlich nicht verstanden. Woher zum Teufel sollte ich denn bitte wissen, was eine chronisch-obstruktive Bronchitis ist? Und noch weniger kannte ich die italienischen Begriffe dafür. Das Wort Bronchitis hatte ich mal gehört: Irgendwas mit der Lunge ist nicht in Ordnung. Also erklärte ich meiner Mutter mit zitternder Stimme, dass die Lunge meines Papas nicht richtig funktioniert, er von den Ärzten Medikamente zum Schlafen bekommen hat und er es wahrscheinlich nicht überleben würde. Meine Mutter brach zusammen. Sie konnte sich vor Verzweiflung nicht mehr auf ihren Beinen halten. Ich stand neben ihr, völlig verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Ich musste meine Mutter trösten, mich um sie kümmern. Gleichzeitig aber durfte ich nicht weinen. Denn jede Träne, die ich vergossen hätte, wären zehn weitere Tränen gewesen, die meine Mutter aus Verzweiflung vergossen hätte. Er überlebte zum Glück und laut den Ärzten schien es an ein Wunder zu grenzen. Nach circa einem Monat durfte er wieder nach Hause.
Es war keine einfache Zeit. Nicht nur, weil ich als Tochter unfassbare Angst hatte, meinen Vater zu verlieren, sondern weil ich meine Angst und Trauer nicht ausleben durfte. Meine Mutter wäre sonst zusammengebrochen. Ich war Dolmetscherin und Mutter zugleich. Aber zu keiner Sekunde durfte ich Tochter sein.

 

 

Wer nun glaubt, dass dies mein schlimmstes Erlebnis gewesen ist, den muss ich leider enttäuschen.

 

01.05.2017 – Das Datum, das mein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat. An diesem Tag habe ich eine sehr wichtige Person verloren.
Noch heute habe ich mit diesem Verlust zu kämpfen. Und während ich hier am Schreiben bin, kämpfe ich mit den Tränen. Ich habe lange überlegt, ob ich diese Geschichte, eine sehr persönliche und traurige Geschichte, mit euch teilen möchte. Und ja, ich möchte, denn diese Geschichte zeigt ganz genau, was ich euch zeigen möchte – nämlich, dass niemals Laiendolmetscher eingesetzt werden sollten. Noch weniger sollten diejenigen als Dolmetscher hinzugezogen werden, die direkt davon betroffen sind.

 

Um 18:00 Uhr des 01.05.2017 verließ mein Bruder wortlos das Haus. Das war schon sehr ungewöhnlich, aber aufgrund von einigen familiären Streitigkeiten hatten wir uns nichts dabei gedacht. Zu diesem Zeitpunkt wohnte ich schon nicht mehr bei meinen Eltern, sodass ich gegen 20 Uhr nach Hause fuhr und an nichts Böses dachte. Am nächsten Tag ging ich ganz normal zur Uni, hatte versucht meinem Bruder zu schreiben, bekam aber keine Antwort. (Das Verhältnis zwischen mir und ihm war etwas angekratzt, sodass ich mir nichts dabei dachte.) Gegen 12 Uhr kam ein Anruf von meiner Mutter. Mir war sofort klar, dass etwas nicht stimmen musste, denn meine Mutter rief in der Woche nie vor 16 Uhr an. Sie wusste, dass ich wegen der Uni nicht abheben konnte. Mein Magen verdrehte sich und ich antwortete mit zitternder Stimme. „Dein Bruder ist immer noch nicht nach Hause gekommen. Er war die ganze Nacht draußen und er hat sich auch nicht bei seinen Freunden gemeldet. Sie sind alle hier und machen sich wahnsinnige Sorgen“ – mir wurde schlecht. Ich werde niemals diesen verzweifelten Unterton meiner Mutter vergessen. Ich erklärte meiner Mutter, dass ich den nächsten Kurs ausfallen lassen würde und mich sofort auf dem Weg nach Hause machen würde. Sofort hieß in dem Fall, dass ich mindestens eine Stunde brauchen würde. Am Bahnhof holten mich meine Eltern ab und wir fuhren zur Polizei. Bei der Polizei erklärte ich, was am Vorabend geschehen war, dass wir gestritten hatten und mein Bruder wortlos aus dem Haus gegangen war. Ich sprach einfach darauf los und ignorierte all das, was meine Eltern sagten. Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren und ich versuchte mich an jedes kleine Detail zu erinnern. Ich beschrieb die Kleidung meines Bruders, vergewisserte mich nochmals bei meinen Eltern, ob ich nicht etwas vergessen hatte und dann wurden wir gebeten, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Während wir im Wartezimmer saßen, fiel mir auf, dass die Seelsorge und Krankenpfleger das Präsidium betraten. Stunden vergingen und wir wurden endlich aufgerufen. Wir betraten einen recht trist eingerichteten Raum und wurden von einer Frau und einem Mann nett begrüßt, doch ihre Mienen sprachen Bände. Ich saß zwischen meinen Eltern und die zwei Polizisten stellten uns verschiedene Frage: Wann haben Sie ihren Sohn das letzte Mal gesehen? Was hatte er an? Haben Sie ein Foto von ihm? Hatte er finanzielle oder psychische Probleme? Ich dolmetschte brav hin und her und versuchte meine Fassung nicht zu verlieren. Mein Gefühl sagte mir, dass ich meinen Bruder wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Die Fragen waren mir einfach zu suspekt. Allerdings versuchte ich mir meine Sorgen nicht anmerken zu lassen. Meinen Eltern zu liebe. Der Mann schaute nach unten, schien sehr traurig zu werden, verschränkte seine Arme und fing an zu erklären. Ein Junge, zu der die Beschreibung meines Bruders passte, hatte sich gestern gegen 18:50 Uhr vor einen Zug geschmissen.
Ich musste schlucken und schaffte es einfach nicht, weiter zu dolmetschen. Ich bekam kein Wort mehr raus. Meine Eltern links und rechts von mir schüttelten an meinen Armen und fragten besorgt was los war. Ich atmete tief durch und sagte nur sehr knapp: „Mein Bruder ist nun bei den Großeltern“. Meine Mutter fing laut an zu weinen und rief ununterbrochen, dass das nicht sein kann. Mein Vater weinte und bekam aufgrund seiner Krankheit kaum noch Luft. Die Krankenpfleger mussten sich um ihn kümmern und ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten, um meine Eltern zu trösten. Wir fuhren nach Hause und in dieser Nacht schlief ich nach 2 Jahren zum ersten Mal wieder bei meinen Eltern. Doch der Horror war für mich noch nicht vorbei. Denn obwohl ich auch Verwandte in Deutschland habe, die perfekt deutsch sprechen, wurde von mir verlangt, dass ich die Beerdigung organisieren sollte. Tagelang unterdrückte ich meine Trauer, antwortete auf Anrufe vom Bestatter, von Verwandten und Freunden und tröstete alle Menschen um mich herum. Dass ich selbst eine Schulter zum Ausheulen brauchte, schien niemanden zu interessieren. Die Nächte verbrachte ich mit Weinen. Ich weinte, weil ich meinen Bruder verloren hatte. Ich weinte, weil ich mich in Stich gelassen fühlte. Ich weinte, weil ich als die geborene Dolmetscherin alles allein meistern musste.

 

 

 

Die meisten Menschen, die mich kennen, würden mich als eine fröhliche und extrovertierte Person beschreiben. Es hat lange gedauert, bis ich meine Freude wiedergefunden habe und meine Rolle als Familiendolmetscherin nicht mehr als eine Bestrafung angesehen habe, sondern als meine Berufung akzeptiert habe. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass ich aus meiner Berufung einen Beruf machen kann und meine Fertigkeiten deshalb perfektionieren muss. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, den MAT mit dem Schwerpunkt Fachdolmetschen zu studieren. Mit dem Wissen aus dem Studium weiß ich, dass ich nicht nur von meiner Familie mit diesen Aufgaben allein gelassen wurde, sondern auch von allen Institutionen, den Profis und der Politik. Wie kann es sein, dass man in solchen Fällen die Tochter als Dolmetscherin akzeptiert? Die psychischen Belastungen sind einfach viel zu groß. Doch nicht nur die psychischen Belastungen des Laiendolmetschers sollten ein Argument dafür sein, dass dieser Missstand geändert wird. Oft habe ich auch bei Aufklärungsgesprächen mit Ärzten dolmetschen müssen. Ein falsch übersetztes Wort und es hätte fatale Folgen geben können. Zum Glück ist mir dies nie passiert. Doch wer weiß, ob das jemand anderem nicht schonmal passiert ist? Ob er deswegen nicht schon eine Person verloren hat?
Weder die Mitarbeiterin des Arbeitsamtes, noch der Arzt oder die Polizisten aus den Beispielen haben sich darum bemüht, einen professionellen Dolmetscher zu engagieren. Für sie war es selbstverständlich, dass ich dolmetschen sollte. Diese Beispiele aus meinem Leben zeigen, dass es kein Bewusstsein dafür gibt, wie schwierig das Dolmetschen in Institutionen eigentlich ist und wie dringend dies geändert werden muss. Studierende des Studiengangs Konferenzdolmetschen sollten nicht nur auf Situationen in der Kabine vorbereit werden, sondern auch auf das Dolmetschen in medizinischen, sozialen, polizeilichen (etc.) Bereichen. Und noch viel wichtiger: Mitarbeiter aus diesen Institutionen sollten für diese Thematik sensibilisiert werden!

- von einer anonymen Verfasserin

 

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Warum werden menschliche Translatoren nach wie vor gebraucht?

Unser Fachbereich, wie sein aktueller Name „Translation-, Sprach- und Kulturwissenschaft“ schon erahnen lässt, bildet hervorragende Sprachen- und Kulturexperten aus, die unter anderem künftig als Übersetzer oder Dolmetscher[1] (unter dem Oberbegriff Translatoren zusammengeführt) tätig werden können. Bestätigt wird dies durch den Ruf unserer Fakultät, da beispielsweise das „Germersheimer Netzwerk“ unter Translatoren auf dem Markt als eine Art Qualitätssiegel gilt. Nun sind aber die neuen Technologien unter dem Impuls des technischen Fortschrittes derart vorwärtsgekommen, dass der Bedarf an menschlichen Fachkräften von diversen Seiten angezweifelt wird. Lohnt es sich also wirklich, ein Studium des Übersetzens oder Dolmetschens aufzunehmen und diese professionelle Ausbildung auch noch durchzuziehen, um zielführend in den Beruf einsteigen zu können?

 

Werden bald sowieso nicht alle einfach Englisch sprechen? Kommunikation könnte so sehr einfach sein und das Heranziehen von qualifizierten Sprachmittlern würde sich infolgedessen erübrigen. Auch die Translatoren müssen sich den Herausforderungen unserer Zeit und unserer heutigen Gesellschaft stellen. Wenn man die gesamte Entwicklung der Sprachen in der Welt betrachtet, lässt sich eine scheinbar weltweit einheitliche Sprache beobachten, die man als Lingua Franca oder Verkehrssprache bezeichnen kann. Diese Sprache scheint heutzutage Englisch zu sein – oder eher Globish, eine vereinfachte Form der englischen Sprache (Neologismus aus Global und English). Dies geschieht zu Ungunsten der Minderheitensprachen, die teilweise im Laufe der Jahre wegen dieses Prozesses immer mehr vom Aussterben bedroht sind, ganz zu schweigen vom politischen Druck. Damit geht eine bessere Ausbildung der Bevölkerung weltweit einher, die weiterhin Fremdsprachen erlernt, wobei die Wahl meistens auf die meistgesprochenen Sprachen der Welt fällt, was wiederum die vorgenannte globale Entwicklung bestätigt, weil die jeweiligen sprachlichen Gemeinschaften dadurch gestärkt werden. Vor diesem Hintergrund darf man sich wohl die Frage stellen, ob ein Beruf als Translator bzw. Sprachmittler wirklich sinnvoll und zukunftsmäßig ist.

 

Eine herausfordernde Marktpositionierung

„In ein paar Jahren wird es keine Übersetzer mehr geben“, urteilte der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am 25. November 2018 in einer ARD-Sendung. Dabei bezog er sich auf die neuen Technologien, die allmählich den Translationsprozess sowohl beim Übersetzen als auch Dolmetschen scheinbar so vereinfachen, dass sie vor diesem Hintergrund manchmal sogar den Lebensunterhalt der Fachkräfte zu bedrohen scheinen. Immer wieder überrascht die Übersetzungsqualität, die zum Beispiel von Programmen der sogenannten „neuronalen“ maschinellen Übersetzung wie DeepL heutzutage erreicht wird, und diese Entwicklung wird sich im Laufe der Jahre zweifellos nicht verlangsamen. So wird teils vorhergesehen, dass sich der Beruf des Fachübersetzers in bestimmten Fachgebieten schrittweise in einen des „Post-Editors” verwandeln wird. Auch die neuesten Systeme und Geräte zum Simultandolmetschen könnten das Ende dieses Berufs einläuten. Zu dieser Problematik hat sich jedoch der ADÜ Nord in einer Stellungnahme geäußert, in der der Verband den professionellen Translatoren eine noch langjährige Zukunft verspricht. Denn die neuen Technologien können zwar sehr viel erreichen, das Heranziehen menschlicher Fachleute wird aber nicht so bald vermeidbar sein. Im Kern geht es um Kommunikation und gegenseitiges Verstehen, um den Sinn und die Bedeutung, die eben aus viel mehr bestehen als aus reinen Wörtern und Sätzen. Es gibt unzählige sprachenpaarspezifische Übersetzungsprobleme, die Maschinen längst nicht werden lösen dürfen, wie etwa Humor, Ironie oder auch im Bereich der Werbung oder der Literatur sowie bei fachlichen Texten. Der Mensch unterscheidet sich von der Maschine durch seine Fähigkeit zum Denken. Diese Fähigkeit wird den Translatoren für Jahre eine gewisse Positionierung auf dem Markt sichern, weil sie in der Lage sind, eine qualitativ bessere Leistung als eine maschinell erzeugte Übersetzung anzubieten. Freiberufler haben in diesem langwierigen Kampf einen Vorsprung, weil sie ohnehin ständig ihre Qualifizierung nachweisen und verteidigen müssen gegenüber Laien, die im Übrigen Dumpingpreise ansetzen und somit den Markt durch unlauteren Wettbewerb beschädigen. Diese Qualifizierung, die beispielsweise aus Studienzeugnissen oder Beeidigung besteht, erlaubt ihnen, hohe Qualitätsstandards festzulegen und eine entsprechende Entlohnung zu verlangen. Solche Fortschritte werden von Berufsverbänden gefördert, weil sie die Interessen der Branchenfachkräfte verfechten und in der Gesellschaft einen Rahmen für politische Aktion darstellen. Nach wie vor stützen sie sich auf einzelne Individuen, die durch ihr Engagement Erfolge bewirken.

 

Ein vielfältiger Beruf voller Chancen

Vor der Technologie sollte man sich aber nicht scheuen. Sie bedeutet wohl eher eine Chance, die qualifizierte Translatoren ausnutzen sollten. Allein die sogenannten CAT-Tools (für Computer-Assisted-Translation) sind für die meisten Berufstätigen heutzutage unumgänglich. Diese CAT-Tools eignen sich besonders gut bei bestimmten Textarten oder Themengebieten, bei anderen aber nicht. Der Einsatz von diesen neuen Technologien und der zielgerichtete Umgang mit ihnen sollen den Translationsprozess erleichtern und von den Profis selbst- und verantwortungsbewusst gehandhabt werden. Der technische Fortschritt bietet Translatoren eine breite Palette an Herausforderungen, die wahr- und hinzunehmen und ohnehin unvermeidlich sind. In Anbetracht der sogenannten Migrantenkrise sind für Sprachmittler auch sehr viele Marktchancen wahrzunehmen. Insbesondere durch die aus der Globalisierung resultierenden Bevölkerungsbewegungen und die Migrationsströme, die aus verschiedenen Gründen (Klimawandel, Kriege, wirtschaftliche Flaute etc.) in den kommenden Jahren massiv an Intensität zunehmen und unsere Gesellschaften sehr herausfordern werden, besteht ein sehr hoher Bedarf an gegenseitigem Verstehen. Dieser Bedarf kann ausschließlich durch Kommunikationsexperten, zu denen Translatoren gehören, gedeckt werden.

Bereits als Student stößt man auf die ersten Marktchancen, weil man als Praktikant in den offiziellen Institutionen wie beispielsweise der EU oder der UNO sowie in sonstigen Sprachenunternehmen aufgenommen werden kann. Das Beispiel der EU ist sehr anschaulich, weil dieser mehrsprachige Zusammenschluss von Staaten ein Beweis dafür ist, dass die Vielfältigkeit der vertretenen Sprachen (die „offiziellen Sprachen“ der EU) in Zukunft beinahe sichergestellt wird. Der Artikel 41, Absatz 4 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union sieht vor, dass „jede Person [...] sich in einer der Sprachen der Verträge an die Organe der Union wenden [kann] und [...] eine Antwort in derselben Sprache erhalten [muss]”. An diesem Beispiel lässt sich festmachen, dass die EU über eine politische Entscheidung die Nationalsprachen, die mitunter als Minderheitensprachen angesehen werden können, zu schützen versucht. Daran sieht man, dass gut ausgebildete Translatoren wenigstens im EU-Raum auch weiterhin gebraucht werden und somit auf dem Markt von guten Chancen profitieren können – nicht zuletzt, weil die Übersetzer und Dolmetscher, die bei der EU arbeiten, ziemlich gute Arbeitsbedingungen genießen können.

 

Diesen Gesichtspunkt kann man auf alle Fälle in Deutschland vertreten, weil die gebotenen Rahmenbedingungen für Translatoren äußerst vorteilhaft sind und für einen guten Markt sorgen. Interessengruppen und -gemeinschaften wie der BDÜ oder der ADÜ Nord wirken an der besseren Gestaltung des Markts mit. Der gesetzliche Rahmen ermöglicht bessere Arbeitsbedingungen. Ein Beispiel ist das JVEG, in dem Honorare für Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen im juristischen Bereich festgelegt werden. Dies zeigt auch, wie wichtig das Engagement als Profi in solchen Zusammenschlüssen ist, weil ihre Mitarbeit an der Interessensverteidigung manchmal doch Früchte trägt. Je mehr sich die Akteure der Branche für ihre gemeinsamen Interessen einsetzen, desto größer wird die Sichtbarkeit des Berufs in der Gesellschaft sein. Erst wenn die Gesellschaft ihnen größere Anerkennung schenkt, können die Fachkräfte eine Statusanhebung erleben. Auch die gesetzlichen Fortschritte, die durch diese Zusammenarbeit in die Wege geleitet wurden, tragen zur gesellschaftlichen Anerkennung der Translatoren bei und bringen das Berufsbild voran, da eine feststehende Regelung die tagtäglichen Arbeitsbedingungen verbessert und als ein Sicherheitsnetz für die Fachkräfte fungiert.

 

Diese Problematik wird auch von den namhaften Translationswissenschaftlern angesprochen. Einige Wochen nachdem die Vermeer-Konferenz bei uns am Fachbereich stattfand, darf an dieser Stelle der – zumindest im deutschsprachigen Raum – bekannte Hans J. Vermeer erwähnt werden, der mit seiner Skopos-Theorie einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung der Translationswissenschaft geleistet hat. In seinem Buch Versuch einer Intertheorie der Translation geht er neben seinen theoretischen Überlegungen auch an die Probleme heran, die es in der Praxis der Translation gibt, und kritisiert die Art und Weise, wie sie behandelt werden. Zum Beispiel erwähnt er die Tatsache, dass nicht alle Translationslehrkräfte „translatologisch“, also als Übersetzer oder Dolmetscher, ausgebildet sind, was er für schlecht hält. Er bespricht sogar den eigen- und fremdevaluierten Status der Übersetzer, den er als „niedrig“ bezeichnet, sowie die schlechten beruflichen Bedingungen der Translatoren, für die es zum Beispiel juristisch keinen Titelschutz gibt. Dabei unterscheidet er zwischen Übersetzern und Dolmetschern, da die letzteren seiner Meinung nach einen etwas besseren Status dank diversen Faktoren haben. Jedoch gibt Vermeer zu, dass die Translatoren in den letzten Jahren insgesamt eine Statusanhebung in der Gesellschaft erlebt haben, weil sich einige Dinge – einschließlich im juristischen Bereich – in die richtige Richtung verändert haben. Daran lässt sich feststellen, dass Translationswissenschaftler in ihren theoretischen Überlegungen auch ihre persönlichen Berufserfahrungen als professionelle Translatoren einbinden. Somit schlagen sie ebenfalls eine Brücke zwischen der Praxis und der Theorie, eine Verbindung, die in der Wissenschaft reichlich thematisiert wird.

 

Die bevorstehende Studienreform

 

Auch an unserem Fachbereich wird hinter den Kulissen gehandelt. So werden regelmäßig im Rahmen verschiedener Gremien neue Entwürfe diskutiert, um das Angebot der Studiengänge anzupassen. Hierbei spielt der Fachbereichsrat die Hauptrolle. Für den Auf- und Ausbau der jeweiligen Studiengänge werden in den Sitzungen nicht nur die Probleme, die am FTSK als folgenreich und ausschlaggebend erachtet werden, wie etwa die Jahr für Jahr sinkende Studierendenzahl, als Argument berücksichtigt, sondern auch die verschiedenartigen Problematiken, die die Gesellschaft in Bezug auf die hier angestrebten Berufsziele insgesamt beeinflussen. Auch weitere Herausforderungen wie etwa die sogenannte Migrantenkrise, mit der die globale Gesellschaft in den kommenden Jahren konfrontiert wird, spielen hier eine bedeutsame Rolle. Denn es geht um das Verstehen und das Sich-Miteinander-Verständigen: Dies genau fördern wir als Übersetzer, Dolmetscher, Translatoren oder sonstige Sprach(ver-)mittler. Die Globalisierung und ihre Folgen sowie die gesamte Entwicklung der Gesellschaften haben einen unmittelbaren Einfluss auf die diversen Entscheidungen, die hier getroffen werden. Denn man möchte am Fachbereich weiterhin bestqualifizierte Fachkräfte ausbilden, die dann auf dem Arbeitsmarkt herausragende Leistungen erbringen und sich auf diese Art und Weise Arbeit sichern können. Dolmetschen mit nur einer Arbeitssprache? Wider Erwarten wohl möglich und Alltag vieler professioneller Berufstätigen, die statt der Mehrsprachigkeit eine reine Zweisprachigkeit zu gebrauchen scheinen. Deshalb wird es auch bereits innerhalb der Ausbildungszeit einen M.A. Konferenzdolmetschen in der Variante AB (mit nur einer aktiven Sprache, aus der und in die gedolmetscht wird) einzuführen versucht. Auch das könnte vielleicht die Zugangsvoraussetzungen zum Studium lockern und so eine mögliche Lösung gegen mangelnde Studienbewerbungen darstellen. Anstatt einen neuen M.A.-Studiengang anzubieten, sollen die Studienschwerpunkte im M.A. Translation ebenfalls präzisiert werden, um die Ausbildung an die Bedürfnisse des Marktes anzupassen. Insgesamt sollte der Fachbereich an seiner Präsenz und Sichtbarkeit arbeiten, damit möglichst viele Studieninteressenten auf das Studienangebot aufmerksam werden und zielbewusst nach Germersheim ziehen, um als bestqualifizierte Translatoren ausgebildet werden zu können.

 

Nach wie vor gilt auch im Bereich des Übersetzens und Dolmetschens eine Nachfrage nach Dienstleistungen überragender Qualität. Dies kann nur durch den Besuch einer qualitätsbewussten Ausbildungsstätte gestattet und gewährleistet werden, weil die Studierenden dadurch Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben, mit denen sie für die globalen Entwicklungen der Gesellschaft ausgestattet und ausgerüstet sind. Diese fordern unseren Beruf und die Tätigkeitsausübung heraus und haben einen klaren Einfluss auf die Gestaltung des Marktes und der Ausbildungsmöglichkeiten. Unseren Beruf werden sie aber nicht so einfach zunichtemachen, erst recht, wenn die Kollegen weiterhin zusammenstehen und sich für ihre gemeinsamen Interessen engagieren, beispielsweise innerhalb von Berufsverbänden. Für ein besseres Berufsbild und hohe Qualitätsstandards muss gekämpft werden. Mehr denn je werden Kommunikationsexperten wie Sprachmittler gesucht, um Zusammenhänge und Verbindungen aller Arten professionell und verantwortungsbewusst herzustellen und somit zwei ursprünglich unlösliche Welten zusammenzubringen. Die Antwort auf die einleitende Frage lautet also: Ja, es lohnt sich auf jeden Fall!

 

 

Jonathan Gautier

 



[1] Das generische Maskulin ist in diesem Artikel für bessere Lesbarkeit als inkludierend zu verstehen.

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Eine Reise um die Welt: Die zweite Germersheimer Exchange Fair

Am 9. November 2018 fand zum zweiten Mal die Germersheimer Exchange Fair statt, eine Infomesse, bei der Studierende des FTSK sich aus erster Hand über Austauschmöglichkeiten und Partneruniversitäten informieren konnten. Eingeladen wurde dieses Jahr unter dem Motto „X-change your life!“. Es ist ein Motto, das verdeutlicht, wie nachhaltig sich ein Auslandsaufenthalt auf das eigene Leben auswirkt. Ein Auslandsaufenthalt bedeutet aber auch einen Austausch über das Leben – einen Austausch von Sprachen, Kulturen, Lebensweisen und Meinungen. Diesen Gewinn an Erfahrungen können Studierende nicht ohne Weiteres machen, wenn sie für die gesamte Zeit ihres Studiums an der Heimatuniversität bleiben. Dabei stellt doch gerade der Kulturaustausch einen zentralen Aspekt der Studiengänge des FTSK dar. Die diesjährige Exchange Fair sollte den Studierenden daher als erste Inspirationsquelle dienen und ihnen zeigen, was im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes möglich ist.

Durchgeführt wurde die Exchange Fair vom Akademischen Auslandsamt mit Unterstützung von AStA, StuPa und knapp 40 weiteren Helfern aus der Studierendenschaft. Die Gruppe der Helfer bestand aus momentanen Austauschstudierenden am FTSK und aus Regelstudierenden, die bereits Austauscherfahrungen an einer der etwa 100 Partneruniversitäten weltweit gesammelt hatten. Besser als jeder andere waren diese Helfer geeignet, ihren interessierten Kommilitoninnen und Kommilitonen von Land und Leuten, Studium und Leben an den vielen Partneruniversitäten zu erzählen.

Im mit Flaggen der verschiedenen Länder geschmückten Audimax waren entlang der Wände Stände aufgebaut worden. Kürbisse und bunte Blätter sorgten für eine gemütliche, herbstliche Atmosphäre. Nach Ländern verteilt saßen an den Ständen die Helfer und unterhielten sich mit Interessierten, zeigten ihnen Infomaterialen und Fotos von Partneruniversitäten und Städten, berichteten von eigenen Erfahrungen und gaben Tipps zur weiteren Planung eines Auslandsaufenthaltes. Es gab zudem einen Stand, an dem über die Möglichkeiten eines Auslandspraktikums informiert wurde. Natürlich waren auch die Vertreter des Akademischen Auslandsamtes vor Ort und beantworteten hilfsbereit alle Fragen. Ein Stand von AStA und StuPa gab Glühwein, Martinsgänse und Kuchen aus. Insgesamt war die Veranstaltung gut besucht, sodass sich die Studierenden immer wieder entlang der Stände reihten, wo sie sich informierten, Kontakte knüpften und Ideen austauschten. 

Da die Zahlen der Outgoings des FTSK in den letzten Jahren etwas nachließen, war es laut Dr. Torsten Dörflinger vom Akademischen Auslandsamt ein erklärtes Ziel der Exchange Fair, diesen Trend aufzuhalten. Sie sollte den Studierenden nicht nur zeigen, welche Bereicherung ein Auslandsaufenthalt darstellt, sondern auch verdeutlichen, dass ein Auslandsaufenthalt keinen Zeitverlust im Studium bedeuten muss und dass viele Möglichkeiten finanzieller Unterstützung bestehen, von der Förderung durch Programme wie ERASMUS bis zum AuslandsBAföG. Ausgehend von der Zahl der Besucher dieser Exchange Fair kann man sicher positiv gestimmt sein, dass in Zukunft wieder mehr Studierende die Chance auf einen Auslandsaufenthalt nutzen. Wir hoffen, dass nun bei vielen die Neugier geweckt wurde und sie bald ihr eigenes Abenteuer „Austausch“ beginnen können.

Andrea

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Alles was man wissen sollte: Ein Auslandssemester in Mexiko

Für mich ging es am 23. Juli nach Mexiko für ein Auslandssemester. Ein kleines Experiment, wie man es nennen könnte, da noch nie ein/e Student/in aus Germersheim an der Universidad Autonoma „Benito Juarez“ de Oaxaca ein Semester verbracht hat. Ich war auf vieles vorbereitet, aber vieles hat mich auch einfach unerwartet erwischt. 

Mit dem Flieger ging es zunächst nach Mexiko-Stadt, da es von Deutschland aus keine Direktflüge nach Oaxaca gibt. Wen Mexiko-Stadt nicht reizt, sollte allerdings nach Cancún fliegen, da die Flüge um einiges günstiger sind und man von dort aus mit dem Bus nach Oaxaca fahren kann. Auf diesem Weg kann man sich einiges vom Land anschauen, da die Fahrt um die 30 h dauert und man sie daher besser in Etappen begeht. Mich hat es allerdings eher nach Mexiko-Stadt gezogen. Ziemlich im Landesinneren gelegen herrscht im Sommer ein drückendes, warmes Klima. Allerdings muss man vor allem in den Sommermonaten am Abend mit plötzlichem Starkregen rechnen. Darauf war ich zum Beispiel nicht vorbereitet und bin das ein ums andere Mal komplett durchnässt im Hostel angekommen. Aber neben Sonne und Regen hat Mexiko-Stadt eine ganze Menge zu bieten. Wenn ihr jemanden kennt, der in der Stadt lebt, mobilisiert diesen, damit er euch die Stadt zeigt. So habe ich es gemacht die ersten paar Tage. Wenn man das ruhige Germersheimer Leben gewohnt ist, kann eine mexikanische Großstadt ganz schön überfordern. Die Straßen sind verstopft von Autos, überall möchte einem jemand was verkaufen, gestresste Leute und neugierige Touristen laufen durch die Straßen. Um sich einen kleinen Überblick zu verschaffen, kann man für wenig Geld einen Tag damit verbringen, mit den altbekannten Tourismusbussen durch die Stadt zu fahren. Es gibt drei Routen, die alles abfahren, was man gesehen haben sollte. Ansonsten sollte man bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln immer ein bisschen Vorsicht bewahren. Auf keinen Fall sollte man ein Taxi heranwinken und die U-Bahn ist als europäischer Tourist auch kein empfehlenswertes Fortbewegungsmittel. Am besten ruft man sich ein Uber. Die App ist kostenlos und man bestellt sich das Uber dahin wo man möchte. So geht man einem Diebstahl oder anderen gruseligen Begegnungen weitestgehend aus dem Weg. Von einem Freund, der leider weniger gute Erfahrungen gemacht hat, habe ich mir auch sagen lassen, nie mein Handy oder das Portmonee in die Hosentasche zu stecken. Einmal unaufmerksam und schon ist man sein geliebtes Accessoire los. Also am besten einen kleinen Rucksack oder eine Bauchtasche benutzen. Pass, Kreditkarte und weiteres sollte am besten sowieso im Hotel oder Hostel bleiben. Einfach immer genug Bargeld mitnehmen. Alles in allem sollte man sich aber nicht unsicher fühlen. Solange man sich nicht abseits der Touristenpfade bewegt, wird man in der Regel nicht Zeuge eines blutigen Mordes, wie aus einem der blutigen Drogenstreifen aus dem Fernsehen. 

Mein absoluter Lieblingsort in Mexiko-Stadt ist definitiv der Bosque de Chapultepec. Ein riesiger Stadtpark mitten in dem ganzen Chaos. Es gibt dort einen großen See, auf dem man Tretboot fahren kann – allerdings nur mit Schwimmweste, da tatsächlich die meisten Mexikaner nicht schwimmen können. Auch viele der Museen befinden sich im Park. Das Museo de la Antropología ist eines der größten und wichtiges Museen der Stadt. Alles was man über die indigenen Kulturen Mexikos und die Zeit vor der Kolonialisierung wissen sollte findet man hier. Auch das Schloss im Park ist ein Museum. Auf einem Hügel gelegen hat man von hier außerdem einen wunderschönen Blick auf den Paseo de la Reforma, eine der berühmtesten Straßen in Mexiko-Stadt. Weitere Highlights sind der Angel de la Independencia, der eine Kopie der Siegessäule in Berlin ist, das Haus von Frida Kahlo, eine der berühmtesten Künstlerinnen Mexikos, und das Stadtviertel Condes. Eines der schönsten und teuersten der Stadt. 

Aber nicht nur die Stadt hat ihre Sehenswürdigkeiten. Außerhalb gelegen und ungefähr in einer Stunde zu erreichen liegen die Pyramiden von Teotihuacan. Die alte Mayastätte ist ziemlich gut erhalten und neben den zwei Pyramiden kann man auch einige der Häuser und andere Gebäude betrachten. Die zwei großen Tempel sind der Sonne und dem Mond gewidmet. Man kann beide Pyramiden fast bis auf die Spitze erklimmen und hat einen netten Blick über das Gelände. Ihr solltet auf jeden Fall einen Hut oder ähnliches mitnehmen, da es dort keinen Schatten gibt, aber eine ziemliche Hitze wütet. Wie bei den meisten Attraktionen muss man einen kleinen Eintritt bezahlen, der es aber wert ist gezahlt zu werden. 

Ein kleiner Fun-Fakt über Mexiko-Stadt ist, dass die komplette Stadt auf einem See gebaut wurde. Eine Legende besagt, dass die Einheimischen einen Adler auf einem Kaktus gesehen haben, der eine Schlange frisst. Dies deuteten sie als Zeichen der Götter und erbauten ihre Stadt an dieser Stelle. Direkt auf einer Insel in einem See. Mit der Zeit trocknete der See aus und die Stadt wuchs bis heute. Nun steht die Regierung vor dem Problem, dass die Stadt absackt. Tagsüber ist dies nicht ganz so gut zu sehen, stellt man sich allerdings nachts oder im Dunkeln vor die beleuchtete Kathedrale, erkennt man dank des Schattenspiels, dass der eine Turm nach links und der andere nach rechts absackt. Dies ist bei vielen Gebäuden im Zentrum so und gar nicht mal so ungefährlich. Allerdings lässt sich die mexikanische Regierung davon nicht abschrecken und baute kurzerhand auch noch einen neuen Flughafen. Direkt neben dem alten, der ziemlich modern und groß ist. Ein neues Terminal wäre ja zu umständlich gewesen. Das Problem ist allerdings, dass der Flughafen vermutlich niemals genutzt werden kann, da er nach jedem Regen eher an einen Hafen für U-Boote erinnert.

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Heimkehrerblues: Die Herausforderung, sich nach einem Auslandsaufenthalt wieder in seinem Land zurechtzufinden und einzugewöhnen

So mancher Studierende kommt nun in den nächsten Wochen frisch aus dem Auslandssemester zurück, eigentlich voller Vorfreude, endlich die Heimat wieder zu sehen, wo Freunde und Familie sehnsüchtig den Weltenbummler mit all seinen in dieser Zeit gesammelten Geschichten und Erfahrungen erwarten - und fällt dann in ein tiefes Loch. Doch dieses Problem haben viele Heimkehrer.

Unsere Autorin hat sich mit diesem Thema für ihre Bachelorarbeit näher auseinander gesetzt...

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Über den Zusammenhang von Musikalität und Sprachbegabung - Oder: Warum sind eigentlich so viele Germersheimer so unglaublich musikalisch?

„Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden.“

(Berthold Auerbach)

 

Schon der Schriftsteller und Humanist Berthold Auerbach verstand es trefflich, die Bedeutung von Musik für den Menschen in nur einem Satz zusammenzufassen: Musik ist international, interkulturell, allseits verständlich und gehört, so wie Sprache auch, zum menschlichen Lebensumfeld. Und deshalb verwundert es kaum, dass es einem leidenschaftlichen Hobbymusiker wie mir beim musikalischen Aufgebot des FTSK fast schon die Sprache verschlägt.

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Verzweifelt gesucht: Zukunftsstrategie für unseren Fachbereich

 

Vor nicht allzu langer Zeit erschien an dieser Stelle ein Satireartikel mit dem Titel „Quo vadis, FTSK?“, der noch ohne konkreten Anlass darüber witzelte, welche Wege unser Fachbereich wohl künftig einschlagen werde und ob angesichts knapper Kassen nicht beispielsweise die Namensrechte des AudiMax künftig an den gleichnamigen Autohersteller gewinnbringend abgetreten werden könnten.

 

Dass der Spaß meist dann aufhört, wenn Satire von der Realität eingeholt wird, ist seit mehreren Monaten an unserem Fachbereich zu spüren. Denn tatsächlich stellt sich momentan ganz nüchtern die Frage: Wo möchte Germersheim inhaltlich hin, wie macht sich der Fachbereich zukunftsfest und wo sieht er sich zum Beispiel in zehn Jahren? Weitere Fragen schließen sich daran an: Ist das hiesige Lehrangebot noch adäquat für Berufsfelder und Berufsbilder im 21. Jahrhundert? Ist Germersheim – auf ganz verschiedenen Ebenen – noch auf der Höhe der Zeit? Und falls nicht: Welche Konsequenzen würde dies nach sich ziehen?

 

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Fotos von der InterFak 2017

Hier findet ihr endlich die Fotos von der Fotowand! Der dazugehörige Artikel erscheint im kommenden 06|kurier.

 

An dieser Stelle vielen lieben Dank an Doriane Dupont für die tollen Fotos.

Wer Doriane für ein Fotoshooting buchen will oder noch mehr Werke von ihr sehen möchte, kann das hier tun:
http://dorianephotography.raidghost.com/

 

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Was tun, wenn der Abschluss naht?

Über die vergangenen Semester hatten wir eine Beitragsreihe mit Erfahrungsberichten ehemaliger FTSK-Studierender veröffentlicht. Dieses Mal haben wir drei Studierende gefragt, die noch nicht ganz fertig sind mit ihrem Studium, jedoch sehr knapp vor der für viele entscheidenden Frage stehen: Abschluss – und was kommt jetzt?

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Von Geldkürzungen und ansteigenden Beiträgen

Nicht nur das Mensaessen wird jährlich um mindestens 10 Cent teurer, sondern auch der Semesterbeitrag wird regelmäßig erhöht. Zudem steigt der Preis des Semestertickets jährlich an – und parallel der Unmut unter Studierenden. Im späten Herbst wurde zudem eine Debatte um die VG-Wort eröffnet, sodass die Dozierendenschaft den Kursteilnehmern ans Herz legte, noch so viel Online-Literatur wie möglich vor dem 01.01.2017 herunterzuladen. Diese Frist wurde nicht zuletzt mithilfe von Stellungnahmen der Landeshochschulpräsidenten und studentischen Vertreter Deutschlands nun verlängert.

 

Nun kommen Fragen auf, wo die Ursprünge der Entwicklungen liegen. Über diese Themen sind meist nur Mitglieder studentischer Gremien ausreichend informiert und versuchen, ihren Kommilitonen ein wenig Einblick in die Thematik zu verschaffen.

 

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Sommerschule in Yerevan: Armenien nicht nur als Tourist erleben

Ihr habt in den nächsten Semesterferien noch nichts vor? Dann können wir euch wärmstens die Sommer- und Winterschulen des DAAD ans Herz legen - Bewerbungen sind abhängig von der jeweiligen Uni auch jetzt noch möglich!
Was euch erwartet? Unser Autor hat sich im vergangenen Jahr einmal Armenien näher angesehen und verzaubern lassen.

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Abschluss – und dann!? Die Vortragsreihe zum Thema Berufsorientierung geht in die dritte Runde

 

Nicht jeder Germersheimer Student oder Promovend hat kurz vor seinem Abschluss schon eine konkrete Vorstellung davon, wie er die Zukunft nach der Uni gestalten möchte. Welche Möglichkeiten bieten sich mir mit einem Bachelor, Master oder Doktor in Übersetzung? Welche Branchen stehen mir offen? Welche Firmen kommen in Frage? Wie kann ich mir den Alltag in einem Großbetrieb oder das Qualitätsmanagement in Übersetzungsagenturen vorstellen? Und wie sind die Gehaltsaussichten? Was muss ich beachten, wenn ich mich als Freiberufler selbstständig machen will? Und welche Berufszweige in der Sprachenindustrie eröffnen sich mir abseits der bekannten Wege? Denn nicht jeder will seinen Lebtag auch ausschließlich mit Übersetzen oder Dolmetschen verbringen...

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Mitwirken am Fachbereich? Gar nicht so schwierig! Zum Beispiel im FBR.

Jetzt ist es wieder soweit, dass alle eure Stimmen zählen! Nun habt ihr die Möglichkeit, eure Vertreter in den FBR zu wählen. Je mehr Zustimmung die Kandidaten bekommen, desto sicherer können sie sich sein, dass sie tatsächlich für die Mehrheit der Studierenden sprechen. Im Foyer sowie vor dem Sitzungszimmer stellen sich unsere Kandidaten vor.

 

Eure Stimme könnt ihr am 19. Und 20. Januar 2016 von 09:00 – 16:00 Uhr im Sitzungszimmer (R 117) abgeben. Ihr braucht lediglich euren Studierendenausweis.

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