Man(n) kennt es: Die Freundin hat ihre Menstruation und ruft auf der Toilette verzweifelt um Hilfe, da sie nicht weiß, wohin sie den vollgebluteten, ekligen Tampon werfen soll. In einem normal ausgestatteten Badezimmer und in einer Welt, in der Klopapierhamstern ein Sport wurde, ist es Frauen immer noch unmöglich, Binden und Tampons hygienisch zu entsorgen.
Zum Glück haben zwei Männer DIE Lösung gefunden. Bei der Fernsehsendung “Höhle der Löwen” stellten sie ihre bahnbrechende Idee vor: den Pinky Glove - ein Einmalhandschuh, mit dem frau Tampons “hygienisch und diskret” entsorgen kann. Er ist ideal für die Handtasche, auslaufsicher, geruchssicher und man kann ihn im Restmüll entsorgen. Stylisch ist er obendrein: erhältlich in Pink und somit kein langweiliger Hygienebeutel.
Das Produkt schlägt ein wie eine Bombe und wurde prompt von einem weiteren Frauenversteher finanziert.
Auch das Internet geht steil mit Kommentaren wie: “Was Cis-Männer immer schon wollten: Endlich kein rot sehen mehr im Badmülleimer” und “Oh mein Gott, wie bin ich nur die letzten 24 Jahre ohne dieses Produkt ausgekommen?”.
Seit der Erfindung des Kotbeutels für Hunde ist frau neidisch auf den Vierbeiner gewesen. Endlich kann auch sie ihre natürlichen Ausscheidungen ohne Scham in der Öffentlichkeit entsorgen. Der Wanderausflug wird somit nicht mehr zum organisatorischen Hürdenlauf. Immerhin kann man mit dem Pinky Glove den Tampon jetzt auch bequem hinter jedem Baum im Wald wechseln.
Auch Peter Zwegat freut sich schon. In seinem Berliner Büro bereitet er die Flipchart vor, um den beiden Erfindern aufzuzeigen, wo das Problem in ihrer Idee liegt. Dabei geht es ausnahmsweise mal nicht ums Geld. Anstatt darauf aufmerksam zu machen, dass die weibliche Menstruation etwas vollkommen Natürliches ist und sich keine Frau dafür schämen oder davor ekeln sollte, wird ein Produkt kreiert und unterstützt, das genau dies vermittelt. Hätten Frauen in der Vergangenheit den Wunsch nach einem solchen Produkt verspürt, hätten sie es selbst erfunden. Ein pinker Einmalhandschuh verkörpert alles, was die Welt aktuell nicht braucht: Umweltverschmutzung durch noch mehr Plastik, Genderstigmatisierung durch Produktfarben und Transphobie, da nicht nur Frauen menstruieren.
All die selbsternannten Frauenversteher und Weltverbesserer sollten sich lieber dafür einsetzten, dass Hygieneprodukte kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, in der Öffentlichkeit genug Entsorgungsmöglichkeiten vorhanden sind und darüber aufgeklärt wird, dass die Menstruation nichts ist, wofür man sich schämen muss. Immerhin leben wir in einer Welt, in der ungefähr die Hälfte der Bevölkerung menstruiert. Auch wenn diese von Cis-Männern dominiert wird.
Nachtrag: Die beiden Gründer haben sich nach heftiger Kritik dazu entschlossen, das Produkt wieder vom Markt zu nehmen.
Anne Engelskirchen
Nadine Reichle
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