Was tun, wenn der Abschluss naht?

Über die vergangenen Semester hatten wir eine Beitragsreihe mit Erfahrungsberichten ehemaliger FTSK-Studierender veröffentlicht. Dieses Mal haben wir drei Studierende gefragt, die noch nicht ganz fertig sind mit ihrem Studium, jedoch sehr knapp vor der für viele entscheidenden Frage stehen: Abschluss – und was kommt jetzt?

 

Weil wir natürlich auch immer gerne zeigen möchten, wie der Werdegang mit Bezug auf unseren Fachbereich aussieht, gibt es nun drei verschiedene Blickwinkel auf die Berufsorientierung:

 

1) Sandra Liermann hat ihren Bachelor am FTSK gemacht, wechselte dann für Journalismus nach Würzburg.

 

2) Charlotte Otremba hat ihren Bachelor am FTSK abgelegt und während des Masters eine Anstellung bei der EU erhalten.

 

3) Amelie Meyke wechselte von Romanistik aus Augsburg zu uns, um einen praktischeren Umgang mit Sprache zu erhalten.

 

Vom Übersetzer-Studium zur Zeitung

Dass ich einmal die Königin von Schweden treffen würde, hätte ich zu Beginn meines Studiums in Germersheim nicht gedacht. Schließlich eint mich mit der typischen Schwedin (außer der Haarfarbe vielleicht) reichlich wenig. Und die Sprachen Englisch und Französisch bilden auch nicht gerade die am nächsten liegende Kombination für einen Besuch in Skandinavien. Doch man muss keine Schwedin sein und auch kein Schwedisch sprechen, um Königin Silvia einmal aus nächster Nähe zu sehen. Man kann auch einfach Journalistin werden.

 

Doch von vorn: Zeitungsartikel übersetzen hat mir während meiner Zeit in Germersheim immer am meisten Spaß gemacht. Nicht nur eine Nachricht an sich, sondern auch den Tonfall und den Stil eines Journalisten in eine andere Sprache zu übertragen, fand ich toll. Selten haben sich diese Texte für mich wie eine lästige Pflicht angefühlt, sondern eher wie eine nette Freizeitbeschäftigung.

 

Als ich von der damaligen FaSa-Referentin gefragt wurde, ob ich nicht als StuPa-Mitglied Lust hätte, für die Uni-Zeitung zu schreiben, habe ich nicht lange gezögert und zugesagt. Meine ersten journalistischen Schritte waren ein Interview mit Äl Jawala, der Band, die am Internationalen Abend auftrat und ein Reisebericht über einen Roadtrip durch die USA. (Beides übrigens Texte, die ich inzwischen ganz furchtbar finde.)

 

Als das Ende meines Bachelor-Studiums näher rückte und somit auch die Frage, wie es weitergehen soll, habe ich mich für Journalismus-Studiengänge beworben – inklusive Arbeitsproben, Motivationsschreiben, Aufnahmetest. Kurze Zeit später dann: eine Zusage aus Würzburg für den Studiengang „Wirtschaftsjournalismus und Unternehmenskommunikation“.

 

Neben dem Studium schrieb ich, was das Zeug hielt. Zunächst für ein Motorrad-Fachmagazin, später dann für die regionale Tageszeitung. Außerdem lockte mich der Hörfunk: Zunächst beim Hochschulradio, später dann beim Bayerischen Rundfunk. Da habe ich im vergangenen Sommer auch Königin Silvia getroffen – übrigens auch eine gelernte Dolmetscherin und Übersetzerin.

 

Zum Ende des Mater-Studiums stellte sich nun kürzlich erneut die Frage: Und jetzt? Schon vorher war mir klar, dass ich ein Volontariat bei einer Zeitung machen möchte, also eine zusätzliche Ausbildung zur Redakteurin. Trotz Journalismus-Studium ist es schwierig, ohne ein Volontariat Fuß zu fassen. Also stürzte ich mich in die Vorbereitungen – denn an einen der begehrten Volo-Plätze zu kommen, ist gar nicht so leicht.

 

Das A und O lautet: Allgemeinwissen. Denn das testen die Chefs beim Vorstellungsgespräch. Ob mit Fragebögen oder Bildertests – Politiker, Künstler und historische Persönlichkeiten sollte man kennen. Eine Prise geschichtliches Wissen und ein paar Jurakenntnisse können auch nicht schaden. Dass ich den Gewinner der letzten DSDS-Staffel nicht identifizieren konnte, war gottseidank nicht allzu tragisch. Einen von zwölf Volontariatsplätzen bei der Augsburger Allgemeinen, der zweitgrößten regionalen Tageszeitung in Deutschland, habe ich trotzdem ergattern können. Seit einem halben Jahr schreibe ich nun täglich über alles, was das Augsburger Umland so zu bieten hat.

 

Meine Leidenschaft für Zeitungsartikel ist geblieben. Der einzige Unterschied ist nun, dass ich sie nicht mehr übersetze, sondern selber schreibe. Das ist gleichzeitig sehr schön und sehr traurig. Denn meine Leidenschaft für Fremdsprachen kommt momentan leider etwas zu kurz. Langfristig hoffe ich, irgendwann beides vereinen zu können: als Auslandskorrespondentin.

 

Sandra Liermann

 

 

Bachelor und Master in Germersheim

Nach meinem Abitur im Jahr 2010 habe ich ein Jahr deutsch-französische Rechtswissenschaft an der Universität Potsdam studiert. Da mir das Fach aber nicht so zugesagt hat, vor allem aber, weil mir die Sprachen gefehlt haben, habe ich mich nach der Zwischenprüfung noch einmal umorientiert. Im Oktober 2011 habe ich dann mein Studium in Germersheim aufgenommen mit F1 Französisch, F2 Englisch und Sachfach Wirtschaft. Vor dem BA-Abschluss im Sommer 2014 hatte ich mich zwar auch nach Alternativen zum MA in Germersheim umgesehen, jedoch war für mich relativ schnell klar, dass ich in Germersheim bleiben und den Master direkt anschließen würde. Für ‚kreative Pausen‘ jedweder Art zwischen Bachelor und Master hätte ich gar nicht die nötigen Mittel gehabt. Somit folgte im Oktober 2014 der Start im Master Translation mit dem Schwerpunkt ‚Fachübersetzen‘.

 

Im Rahmen des BA-Studiums war ich nicht im Ausland. Der Gedanke war natürlich da, aber irgendwie habe ich mich nicht so richtig ‚bereit‘ gefühlt. Das geht vielleicht dem ein oder anderen ähnlich. Umso mehr wollte ich dies dann aber im Master nachholen und bewarb mich für einen Erasmus-Austauschplatz in Großbritannien. Zwischenzeitlich wurden einigen anderen Masterstudenten und mir ein Platz für ein 4-wöchiges Kurzzeitpraktikum bei der Generaldirektion Übersetzung der Europäischen Kommission in Brüssel oder Luxemburg angeboten. Die Zeitfenster für diese Praktika überschnitten sich (fast) alle mit der Vorlesungszeit – aber mal ehrlich, wovon hat man langfristig mehr? Sein Studium in der Regelstudienzeit abgeschlossen zu haben oder Berufserfahrung bei der EU zu sammeln? Genau. Somit war das schnell geklärt und ich entschied mich für ein Praktikum in Luxemburg im Juni 2015. Die Zeit dort hat mir sehr gut gefallen und ich habe viel gelernt, auch wenn es nur 4 Wochen waren (die natürlich wie im Flug vergangen sind).

 

Den Platz in Großbritannien hatte ich inzwischen auch sicher und so flog ich Anfang September 2015 nach Edinburgh, wo ich 3,5 Monate an der Heriot Watt University verbringen durfte. Eine tolle Zeit mit vielen neuen Erfahrungen – kann ich jedem nur wärmstens und dringlichst ans Herz legen! Gerade in unseren Berufen eine unverzichtbare Erfahrung. Da das Semester in Großbritannien schon vor Weihnachten wieder zu Ende war, hatte ich beschlossen, noch ein Erasmus-Praktikum bei einem Sprachdienstleister anzuschließen. Dafür zog es mich im Januar dieses Jahres nach Swansea, Wales, wo ich drei Monate verbringen wollte. Soweit der Plan.

 

Anfang des Jahres erhielt ich dann jedoch eine E-Mail vom Referatsleiter des deutschen Referats der DGT in Luxemburg, in dem ich vergangenes Jahr das Praktikum absolviert hatte. Er schrieb mir, dass bei ihm demnächst eine Vertragsbedienstete weggeht (die meisten dort tätigen Übersetzer sind verbeamtet, es gibt aber auch eine Handvoll Vertragsbedienstetenstellen). Er sondierte gerade das Terrain und würde gern auf ehemalige Praktikanten zurückkommen, die einen guten Eindruck hinterlassen haben. Darunter auch ich. Wenn ich Interesse hätte, sollte ich mich melden und dann würde ich zu einem entsprechenden Auswahlverfahren eingeladen. Das war natürlich eine überwältigende Nachricht. Schon allein die Tatsache, dass ich offenbar so einen guten Eindruck hinterlassen habe, obwohl ich nur 4 Wochen da war (reguläre Praktika bei der DGT, für die sich übrigens jeder offiziell im Internet bewerben kann, dauern 5 Monate). Das Auswahlverfahren fand im März in Luxemburg statt und bestand aus zwei Übersetzungstests (Englisch-Deutsch und Französisch-Deutsch) und einem Bewerbungsgespräch. Dabei anwesend waren der Referatsleiter, zwei Übersetzer aus dem zukünftigen Team und eine andere Übersetzerin. Man sagte mir relativ deutlich, dass meine Chancen im Vergleich zu den anderen beiden Kandidatinnen nicht so gut stehen, da die beiden schon wesentlich mehr Erfahrung mitbringen. Da wir aber in den Gesprächen ungefähr gleich stark waren, wären die Übersetzungen ausschlaggebend (und dabei würde Englisch stärker gewichtet, weil in der Praxis 99% (so übertrieben ist das gar nicht) der Ausgangstexte auf Englisch verfasst sind. Randnotiz: Sich ohne Englisch dort zu bewerben hat demnach auch nicht sonderlich große Aussichten auf Erfolg. Eine Woche später erhielt ich dann die Nachricht – ich könne die Stelle haben!

 

Also habe ich mich in Germersheim exmatrikuliert – man sagte mir aber, es sei theoretisch möglich, sich jederzeit wieder zu immatrikulieren und da anzuschließen, wo man aufgehört hat. Nun arbeite ich also seit dem 1. Juni in Luxemburg und wohne in Trier. Die Verträge für Vertragsbedienstete sind auf 1 Jahr befristet, Verlängerung ist möglich, aber u. a. auch von den vorhandenen Mitteln abhängig. Aber das ist für mich gerade alles noch weit weg – man wird sehen, was die Zukunft bringt!

 

Charlotte Otremba

 

 

Von der CampusCat zu Cat-Tools: Warum ich nach meinem Romanistik-Bachelor nach Germersheim zum Master Translation wechseltE

Eigentlich ist sie ja ganz schön, die Augsburger Uni. Bis auf die philologisch-historische Fakultät, wo ich meine Prä-Germersheimer-Studienzeit verbrachte, denn die ist in der Tat sehr historisch - mit anderen Worten: der älteste und hässlichste Gebäudekomplex auf dem ganzen Campus. Was ich ebenfalls nicht vermisse, ist die Bibliothek für Geisteswissenschaften, die mich jedes Mal aufs Neue mit ihrem leicht modrigen Duft nach alten, bald zu Staub zerfallenden Büchern umnebelte und in der man sich regelmäßig einen erbitterten Kampf mit den Garderobenschränken liefern musste, für die man 1) ZWEI Zwei-Euro-Münzen benötigte (natüüürlich trägt man als reicher Student immer so viele Münzen mit sich rum...), 2) ließen sich diese fiesen Schränke teilweise gar nicht erst abschließen, und wenn man mit viel Glück Schritt 1 und 2 erfolgreich gemeistert hatte, musste man 3. stets mit dem Risiko leben, dass sich die Schranktüren oft erst nach ausgiebigem Rütteln, Fluchen und einigen Fußtritten wieder öffnen ließen. Aber ansonsten ist es wirklich schön in der Uni Augsburg. Sogar ein Promi ist dort anzutreffen: die berühmte CampusCat. Über 22.000 Likes hat die Facebookseite des kuscheligen Campusbewohners bereits. Der kontaktfreudige rotbraune Kater mit Zweitwohnsitz auf dem Unigelände zaubert gestressten Studenten tagtäglich ein Lächeln ins Gesicht, indem er sich genießerisch für Streichelsessions zur Verfügung stellt. Und wenn selbst das nicht reicht, um den Unialltag zu versüßen, besteht immer noch die Option des Frustessens in der hypermodernen Mensa mit gefühlt tausend verschiedenen Gerichten, was wiederum auch leicht zu Überforderung führen kann, so dass man dann doch beim guten alten Snickers aus dem Automaten landet.

 

Alles in Allem ist die Augsburger Uni ein sehr angenehmer Ort zum Studieren, das einzige Problem an meiner Zeit dort war, dass ich Sprachen studieren wollte und erst relativ spät festgestellt habe, dass ein Romanistik-Studium zwar mit Sprachen zu tun hat, man allerdings nicht wirklich gut SPRACHEN LERNT. Was lernt man stattdessen? Theorie über Theorie und dann eine Theorie darüber, ob die Theorie über die andere Theorie vielleicht doch ein bisschen zu theoretisch ist... Es ist ja schön und gut, dass es Menschen gibt, die sich gerne stundenlang mit solchen Theorien beschäftigen und versuchen herauszufinden, warum ein Wort mit ‚a’ anstatt mit ‚e’ geschrieben wird... ich hingegen bin froh, wenn ich weiß, OB es mit ‚a’ oder ‚e’ geschrieben wird... der Rest ist mir relativ egal. Ich finde, Sprachen sind zum Sprechen da. Zur Verständigung von Menschen unterschiedlicher Nationen. Die wenigen Übersetzungskurse während meines Bachelorstudiums machten mir dann tatsächlich viel mehr Spaß, als so manch ein Theorie-über-Theorie-über-Theorie-Kurs. Ich sah darin viel mehr Sinn, denn Übersetzen bedeutet für mich, Sprachbarrieren zu überwinden und Menschen einen Zugang zu Welten zu eröffnen, die ihnen vorher fremd und unverständlich erschienen. Und so entstand also die Idee, meinen Master in Translation zu machen.

 

Ich betrat den Germersheimer Boden das erste Mal bei meinem Eignungstest, also während der Semesterferien, und der Schock war groß: kein Mensch weit und breit zu sehen... Doch! Zwei ältere Damen, die ihre Gehwägelchen durch die verlassenen Straßen schoben und sich über die neueste Zahnprothesen-Haftcreme unterhielten. Kurz: Hier boomte das Leben! NICHT. Als ich dann ein paar Stunden später erfuhr, dass ich den Test bestanden hatte, war ich mir fast sicher, nie wieder einen Fuß in dieses ausgestorbene Dorf zu setzen. Gott sei Dank stieß ich kurze Zeit später auf ein paar Foreneinträge im Internet, in denen FTSK-Studenten versicherten, während der Vorlesungszeit sei Germersheim gar nicht so langweilig, und so überlegte ich es mir doch noch einmal anders und startete mit einem Plastikbecher voll mit original pfälzischem Wein meinen Master in Translation hier am FTSK. Und ich muss sagen: Germi und das FTSK sind mir schon jetzt ans Herz gewachsen.

 

Amelie Meyke

 


- Artikel aus dem 06|kurier vom WiSe 2015/16 -

 

Wer weitere Inspiration möchte, wie es nach dem Abschluss weitergehen kann, der sollte unbedingt noch die letzten Beiträge der vom ASTT organisierten Vortragsreihe zur Berufsorientierung (Thema des SoSe 17: Technische Redaktion) besuchen!

 

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