Männer unerwünscht!

Ein Erfahrungsbericht über Diskriminierung bei der Wohnungssuche.

 


„Tut mir leid, das Zimmer wird nur an Frauen vergeben“ oder „Mir wär’s lieber, wenn eine Frau in das Zimmer kommt, weil es ja nur ein Bad gibt“ - solche für mich absolut nicht nachvollziehbaren Aussagen sind mir auf meiner Wohnungs- bzw. Zimmersuche in den letzten Wochen in zahllosen Telefonaten mit VermieterInnen sowie Studentinnen immer wieder begegnet. Und ich frage mich seit dem ersten dieser Telefonate, was das soll?!

 

Im vergangenen Wintersemester war ich im Ausland und bin seit Mitte Februar wieder auf der Suche nach einer Bleibe. Jedes Mal, wenn ich auf Facebook eine Benachrichtigung von der Wohnungsbörse am FTSK über ein zu vermietendes Zimmer bekomme, freue ich mich erstmal. Diese Freude schlägt dann jedoch meist schnell in Enttäuschung um, da sich das Inserat bei näherer Betrachtung nur an Frauen richtet. Würde man das umgekehrt im gleichen Umfang genauso handhaben, also fast ausschließlich nach männlichen Nachmietern suchen, wäre Alice Schwarzer höchstwahrscheinlich im AudiMax direkt zur Stelle.

 

An der TU Karlsruhe, die, was die Geschlechterverteilung anbelangt, das genaue Gegenteil zu unserer Uni darstellt, kenne ich einige WGs, die hauptsächlich von Männern bewohnt werden. Dort sind die VermieterInnen und männlichen Bewohner jedoch längst nicht so frauenfeindlich wie manche Frauen bei uns männerfeindlich, wenn es um die Suche neuer Mieter geht.

 

Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist logisch und sollte nicht in Frage gestellt werden. Jedoch habe ich vor allem bei der Wohnungssuche den Eindruck, dass Frauen in Germersheim irgendwie „gleicher“ sind und sich damit über die von ihnen häufig eingeforderte Gleichberechtigung hinwegsetzen. Deshalb meine Frage:

 

Was habt ihr, VermieterInnen und Frauen, die ihr keine Männer in eurer WG haben wollt, bloß gegen uns? Ich kann nur spekulieren und annehmen, ihr denkt, dass alle Männer stinken, alles dreckig machen und euch belästigen. Natürlich bediene ich mich jetzt klar an weit verbreiteten Klischees, kann mir aber anders nicht erklären, wieso ihr derart voreingenommen und männerfeindlich seid. Ich will gar nicht bestreiten, dass manche Männer nicht gerade angenehm riechen, unordentlich sind und leider auch manchmal belästigen, aber das kann man nicht verallgemeinern und jeden Mann kategorisch ablehnen! Und auch Frauen sind nicht immun gegen Körpergeruch, Unordnung und ja, Frauen können sehr wohl auch belästigen!

 

Bevor ich ins Ausland gegangen bin, wohnte ich zwei Semester lang in einer „gemischten“ WG und niemanden, wirklich niemanden hat es gestört, mit dem anderen Geschlecht zusammen zu wohnen. Ganz im Gegenteil, meine MitbewohnerInnen und ich fanden die Zeit in der WG im Großen und Ganzen doch sehr bereichernd. Und jetzt mal ehrlich, wir sind alle (vermeintlich) erwachsene Leute und keine Teenager mehr, die allergisch auf das andere Geschlecht reagieren. Früher oder später werdet ihr VermieterInnen und „Männer, nein danke“- Frauen mit Vertretern meines Geschlechts zusammenwohnen und besser ihr fangt damit heute an, dann könnt ihr schon mal ein bisschen Erfahrung sammeln!

 

Um diesen Prozess in Gang zu bringen, fände ich es gut, wenn auf der Liste der offiziellen Wohnungsbörse am FTSK der Uni bei den inserierten Zimmern vorher in Erfahrung gebracht wird, ob diese für Frauen sowie Männer angeboten werden. Wenn nicht, bin ich dafür, die betreffenden Zimmer nicht zu veröffentlichen. Denn Sexismus und Diskriminierung sind nicht nur bei der Wohnungssuche in Germersheim – einem eigentlich so weltoffenen und aufgeschlossenen Studentenstädtchen –, sondern überall fehl am Platz!

 

Philipp Alpermann

 

 


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Kommentare: 4
  • #1

    Patrick (Montag, 02 Mai 2016 15:36)

    Guter Artikel, den ich als früherer Germersheimer sehr gut nachvollziehen kann! Es sei auch daran erinnnert, dass diese Praxis der Wohnungsvergabe schon seit Jahren nicht mehr legal ist, also ist das Ganze nicht bloß ein Ärgernis, sondern schlicht rechtswidriges Verhalten und Diskriminierung in Reinform.

  • #2

    Alex (Montag, 02 Mai 2016 22:01)

    Hallo Philipp,

    ich finde es sehr interessant, es mal aus deiner Sicht zu sehen. Ich selbst wohne auch in einer reinen Frauen-WG und hier ist es ebenfalls so, dass die Vermieter Studentinnen bevorzugen. Aber seit meiner Zeit im Ausland (und meiner Erfahrungen mit einer gemischten WG) muss ich sagen, dass es sowohl mit männlichen und weiblichen Mitbewohnern entweder schwierig oder auch sehr positiv und angenehm und erfrischend sein kann. Es liegt hauptsächlich an den Charakteren, die aufeinander treffen und daran, was man aus der Situation macht :)

    Hoffentlich hattest du Glück mit der Suche!!

  • #3

    Philipp (Mittwoch, 04 Mai 2016 22:28)

    Hallo ihr beiden,

    ich freue mich sehr, dass euch der Artikel gefallen hat.

    LG, Philipp

  • #4

    Mara (Freitag, 13 Mai 2016)

    Hallo Philipp,
    ich bin selbst Feministin, aber gerade deshalb finde ich es furchtbar, wenn jemand den Kampf um Gleichberechtigung uminterpretiert und glaubt, man müsse jetzt Frauen als "das bessere Geschlecht" hinstellen.
    Damals nach dem Abitur wollten ein paar Freundinnen und ich zusammen Urlaub machen und haben eine ganz ähnliche Situation erlebt: Keiner wollte eine Ferienwohnung an Teenager vermieten (die dann womöglich Saufgelage veranstalten und das Inventar demolieren). Lieber nur brave Mutter-Vater-Kind- Familien.
    Ich hoffe, du hast mittlerweile eine WG gefunden! =)