Das 06|magazin blickt zurück: Fachbereich baut heimlich an Germersheim 21

Wer in den letzten Tagen in der Bibliothek saß, wird es bemerkt haben: Auch in den Ferien wird am FTSK fleißig gebohrt, gehämmert und gewerkelt. Was einige vielleicht noch nicht wissen: Die Arbeiten am Fachbereich unterliegen einem straffen Zeitplan, denn das geplante Bauvorhaben soll 2021 pünktlich fertiggestellt werden. Unser Satiriker kam dem eigentlich streng geheimen Bauvorhaben im letzten Wintersemester auf die Schliche und berichtete exklusiv über die Vorgänge im Untergrund...


Skandal am FTSK: Fachbereich baut heimlich an Germersheim 21

Universität prüft Campus-Maut für Ausländer / Kanzlerin Merkel: Projekt alternativlos.

Germersheim/Berlin (dpa). Was lange nur ein Gerücht war, hat sich nun bestätigt: Wie das Dekanat in seiner Weihnachtsansprache ver- lauten ließ, wird der Fachbereich einen eigenen Tiefbahnhof erhalten. Wörtlich hieß es dazu: „In Zeiten von Energieeffizienz und des viel zitierten kurzen Dienstweges ist es den Fachbereichsangestell- ten nicht länger zumutbar, zu Fuß vom Alt- in den Neubau oder vom CAFL zur Verwaltung zu gehen. Aus diesem Grunde hat die Universitätsleitung per Dekret beschlossen, den kompletten Campus zu untertunneln und damit fit für das 21. Jahrhundert zu machen.“


Von studentischer Seite ist man über diesen Schritt empört. Im eigentlich dafür zuständigen Bauausschuss wurden die bisherigen Maßnahmen am Fachbereich als „Dachsanierung“ oder „Erneuerung der Abwasserrohre“ bezeichnet. Die Tatsache, dass seit mehr als sieben Jahren ununterbrochen gebuddelt, gehämmert und gebohrt wird, erscheint nun jedoch in neuem Licht. Aus bisher nicht bestätigten Quellen wurde verlautet, dass insbesondere die Finanzierungsfrage von Germersheim 21 alles andere als geklärt sei. So wurde das Akademische Auslandsamt seitens der Universitätsleitung gebeten, die Einführung einer Campus-Maut für ausländische Studenten zu prüfen. Immerhin nutzten diese die hiesige Infrastruktur nahezu kostenlos, wohingegen Deutsche im Ausland regelmäßig zur Kasse gebeten würden. Mit den möglichen Mehreinnahmen könne man angeblich zumindest zwei der goldenen Rolltreppen, die an der Haltestelle Dekanat installiert werden sollen, finanzieren.


Satellitenaufnahmen, die seit kurzem bei Google Earth zu sehen sind, belegen inzwischen einen Teil der Baumaßnahmen (siehe Foto). Dass mit den Erdarbeiten ausgerechnet neben dem ehemaligen AStA-Zimmer begonnen wird, hat für einen Referenten, der namentlich nicht genannt werden möchte, ein besonderes Gschmäckle: Vergangenes Semester wurde mittels eines dubiosen Enteignungsbeschlusses der Geschäftsführung das AStA-Zimmer in einer Nacht-und-Nebel-Aktion geräumt. Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass von dort Professoren aus dem Nordflügel des Altbaus bequemen Zugang zur neuen Schnellbahn erhalten sollen. Spötter sprechen bereits von der IKK-Linie.


Doch allmählich regt sich auch Widerstand. Recherchen des 06|magazins belegen, dass die Planungskosten explodiert sind und die Fortsetzung des Bauvorhabens fraglich ist. Brisant ist dabei insbesondere, dass der Fachbereich ausgerechnet jenen Architekten als Chefplaner engagiert, der bereits in Berlin einen Flughafen, in Hamburg eine Philharmonie und in Limburg einen Bischofsitz zu verantworten hat. Gerüchte, dass erst vor einigen Wochen festgestellt wurde, dass es unter der Erde dunkel ist und deshalb nachträglich noch eine weitläufige Beleuchtungsanlage installiert werden muss – in Fachkreisen „Licht“ genannt –, wollte eine Sprecherin des Dekanats weder bestätigen noch dementieren.

Aufgrund der angespannten Lage am Fachbereich weilte Dekan Schreiber kürzlich in Berlin. Bei Gesprächen mit dem zuständigen Bundesminister für Verkehr und Infrastruktur sowie der Kanzlerin pochte Schreiber auf die Einhaltung des Koalitionsvertrages. Schließlich findet sich dort in einer (nicht korrekt gesetzten) Fußnote folgender Satz: „Der Bund bekennt sich zum Bau von Germersheim 21.“ Auch die Kanzlerin sprang ihm zur Seite und bezeichnete den Weiterbau als „alternativlos“.

 

Die kritische Situation in Germersheim sorgt auch für Unruhe an den Finanzmärkten. In einem bisher beispiellosen Schritt kündigte EZB-Chef Draghi eine weitere Senkung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte an. In einer Pressemitteilung erläuterte er, „alles Menschenmögliche gegen den Zerfall von Germersheim 21 zu unternehmen. Scheitert Germersheim 21, dann scheitert Europa!“

Ob der Druck aus Politik und Finanzwirtschaft zum gewünschten Ergebnis führt, bleibt indes fraglich. Die Ratingagentur Standard & Poor’s drohte bereits damit, die Bonität Germersheims auf Ramschniveau herabzustufen. Dagegen wehrt sich nun die Geschäftsführung des FTSK, unter deren Federführung das Projekt nun zügig zu Ende gebaut werden soll. Wie groß die Verzweiflung der handelnden Personen jedoch sein muss, belegt ein brisantes Detail, das gestern an die Öffentlichkeit drang: Um Germersheim 21 noch vor dem Jahr 2021 fertigzustellen, ist man nun bereit, 1.500 HiWi-Stellen zu schaffen, deren Aufgabe darin besteht, beim Graben und Baggern zu helfen.

Das Jahr 2021 ist deshalb von so großer Bedeutung, da zu Beginn des Wintersemesters 2021/22 der Fachbereich 06 komplett nach Mainz verlegt wird. Germersheim 21 wird dann in einen Freizeitpark verwandelt; aus der restlichen Stadt soll ein großes Freilichtmuseum gemacht werden, in dem dann 365 Tage im Jahr die Kultur- und Museumsnacht stattfindet. Bis es allerdings so weit ist, müssen zunächst die noch zu bewältigenden Hürden für Germersheim 21 aus dem Weg geräumt werden. Um die verfahrene Situation etwas zu entschärfen, überraschte das Dekanat am heutigen Morgen mit einem Personalvorschlag und bestellte Heiner Geißler zum Schlichter.

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Kommentare: 1
  • #1

    Peter (Donnerstag, 21 Mai 2015 18:54)

    Top Top Top. Den Nagel auf den Kopf getroffen! Lange nicht mehr so herlich gelacht...