Eine kritische Nachlese der Senatswahl
Als vorige Woche die jährlichen Wahlen zum Senat der Universität Mainz stattfanden, ging zumindest ein leises Raunen durch Germersheim: Endlich gab es wieder eine Kandidatin, die sich auf die Fahnen geschrieben hatte, den studentischen Interessen aus Germersheim auch im Mainzer Senat Gehör zu verschaffen. Nun ist jedoch leider nicht alles Gold, was in der Hochschulpolitik auf den ersten Blick glänzt, besonders wenn es sich um die von politischen Parteien dominierte Hochschulpolitik handelt. So war es dann auch wenig überraschend, dass den kritischeren Wählern bei genauerem Hinsehen auffallen musste, dass der Juso-Hochschulgruppe die Germersheimer Kandidatin im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin gerade einmal einen mäßigen achten Listenplatz wert war. Bedenkt man, dass insgesamt lediglich acht studentische Mitglieder im Senat zu wählen waren und die Germersheimer Stimmen noch durch jene aus zahlreichen Mainzer Wahlbezirken ergänzt wurden, ist es ein offenes Geheimnis, dass eine Kandidatin auf Listenplatz acht allerhöchstens mit einem utopischen Wahlergebnis für die Jusos eine realistische Chance auf den Einzug in den Senat gehabt hätte. Insofern drängt sich an dieser Stelle der Verdacht auf, dass Germersheim als Mittel zum Zweck instrumentalisiert wurde, um der Juso-Hochschulgruppe zum Wahlsieg zu verhelfen. Es kann schließlich niemand mit Bestimmtheit sagen, ob den Jusos ein ähnlich deutlicher Sieg auch ohne Germersheimer Kandidatin gelungen wäre, die auf dem gesamten Campus mit Plakaten für sich warb, obgleich diese die Betrachter weitestgehend über die Inhalte im Unklaren ließen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie engagiert diese Kandidatin die Germersheimer Interessen in Mainz vertreten hätte, nachdem sie sich bisher zumindest in der fachbereichsinternen Hochschulpolitik nicht besonders hervorgetan hat.
Letztlich bleibt den Germersheimer Wählerinnen und Wählern also wohl nichts Anderes übrig, als bei den Senatswahlen im nächsten Jahr genauer zu prüfen, ob es dort wirklich noch um ihre ureigenen Interessen oder vielmehr um diejenigen einzelner politischer Gruppierungen geht. Dem Gemeinwohl wäre zumindest besser gedient, wenn eine parteiunabhängige Germersheimer Liste antreten würde, um die Interessen des Fachbereichs wieder wirksam in Mainz zu vertreten. Bis es so weit ist, heißt es vor allem abwarten, ob die Juso-Hochschulgruppe nach ihrem deutlichen Ergebnis in Germersheim nun auch liefert.
Patrick Wedekind
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Phéline König (Mittwoch, 22 Januar 2014 10:50)
Lieber Patrick Wedekind,
hier nun einmal meine Meinung zu deinem Artikel:
Die Juso-Hochschulgruppe setzt sich schon seit einiger Zeit für die Interessen unseres Fachbereichs in Germersheim ein. Seit Lina Bierwolf im Senat der JGU vertreten war, fand zum ersten Mal seit Jahren eine Senatssitzung in Germersheim statt. Selbst, wenn nun kein/e Student/in des FTSK im Senat sitzt, ist das kein Grund für die Juso HSG, Germersheim aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Es haben seitdem auch weiterhin Senatssitzungen in Germersheim stattgefunden. Im Gegenteil: Sie setzt sich dafür ein, dass man unseren Fachbereich auf dem Campus in Mainz wahrnimmt.
Nun etwas zu meiner Wenigkeit selbst:
Ich bin seit 2007 politisch aktiv, das vor allem in meiner (noch) Heimatstadt Worms. Ich befinde mich zurzeit im letzten Semester des BA SKT und bin während meines Studiums immer mit Zug und Bus gependelt. Ab April beginne ich dann den Master Translation am FTSK und ziehe zu diesem Zweck in die Stadt Germersheim.
Seit wann muss sich denn jemand, der sich für den Senat aufstellen lässt, hochschulpolitische Erfahrung aufweisen? Gerade, dass sich der oder die Kandidat/in aufstellen lässt, zeigt doch, dass es einen Willen gibt, etwas bewegen und sich für Germersheim einsetzen zu wollen!
Politische Erfahrung besitze ich. Dass ich am Fachbereich bisher nicht engagiert war, liegt nun einmal daran, dass ich während meines BA-Studiums jeden Tag einfach 60 km penden musste. Neben meiner politischen Arbeit vor Ort und des Studiums selbst scheint es mir unmöglich, mich dazu noch in Germersheim aktiv zu beteiligen. Ich kann mich schließlich auch nicht vierteilen, lieber Patrick.
Vielleicht beruhigt es dich ja, zu wissen, dass Germersheim mit mir bald eine Einwohnerin mehr haben wird und ich dann auch die Zeit haben werde, die hochschulpolitische Situation in Germersheim näher zu studieren.
Im Übrigen hätte das Wahlergebnis so utopisch gar nicht sein müssen. Die Juso HSG hat bei der diesjährigen Senatswahl drei Sitze errungen und ich bin erste Nachrückerin für die Juso-Hochschulgruppe.
Ich wollte mit meiner Kandidatur zeigen, dass sich in Germersheim immer noch etwas bewegt, damit man uns in Mainz nicht so schnell vergisst. Im Übrigen war die Juso-Hochschulgruppe die einzige der Parteien mit einer/einem Kandidatin/Kandidaten aus Germersheim.
Bevor du also wieder so einen Artikel verfasst, führe vorher eine gründlichere Recherche durch und setze nicht irgendwelche haltlosen Gerüchte in die Welt.
Trotz allem danke ich denjenigen, die mich bei der Senatswahl gewählt haben, für ihre Stimme!
Philippe Grohrock (Mittwoch, 22 Januar 2014 20:20)
Ja, der Artikel ist sicher kritisch, doch sollte man nicht vergessen, dass "Dein Audo stinkt nach Kot, alder!" ebenfalls eine kritische Aussage ist. Tut mir Leid, das zu sagen, aber Stil und Eloquenz geben sinnfreien Aussagen noch lange keinen Sinn. An dieser Stelle zu zitieren wäre angesichts der fehlenden Anmerkungs-Werkzeuge und der geplanten Länge meiner Antwort nur wenig zielführend. Kommen wir nun zu den Anschuldigungen: Es gibt 10 Fachbereiche und jeder einzelne Fachereich hätte gerne einen Kandidaten auf vorderen Plätzen. Da stellt sich die Frage, mit welchem Recht Germersheim einen bestimmten Platz fordert. Da Positionen meist eindimensionale Zahlenreihen sind, ist die Situation X ist vor Y schon vorprogrammiert und lässt sich auch nur schwerlich ändern - man verzeihe mir die Weichmacher.
Kommen wir nun zu den Chance. Um ganz ehrlich zu sein ist es überhaupt kein Geheimnis, welche Chancen sich ein Kandidat ausrechnen kann. Der Statistiker würde jetzt vielleicht noch anmerken, man könne doch ein Forecast erstellen, aber verheimlicht wurde den Wählern sicher nichts. Als nächstes stellt sich mir die Frage, weshalb Germersheim instrumentalisiert wurde. Ganz kühl betrachtet ist die Anzahl der Fachbereiche mit Listenplätzen unterhalb Germersheims größer oder gleich zwei. Dem kritischen Leser des Artikels stellt sich nun die Frage, ob diese Fachbereiche ebenfalls instrumentalisiert wurden. Lautete die Antwort ja, befänden wir uns in dem Dilemma, dass auf ewig alle bis auf einen Fachbereich den Vorwurf der Instrumentalisierung äußern könnten.
Weiterhin ist die Frage, mit welchem Recht die Qualifikation der Kandidatin zur Senatorin angezweifelt wird. Wenn nur der als qualifiziert für die Hochschulpolitik gilt, der sich schon einmal in einem Amt eingebracht hat, dann wünsche ich viel Spaß bei der Suche des Anfangs in diesem Kreis. Weiterhin wünsche ich viel Spaß bei der Suche nach neuen AStA-Kandidaten. Argumente wie "Ich will echt was für die Studis tun" müssten dann ja mit eiserner Faust abgeschmettert werden.
Zum Schluss möchte ich doch noch kurz zitieren: "Letztlich bleibt den Germersheimer Wählerinnen und Wählern also wohl nichts Anderes übrig, als bei den Senatswahlen im nächsten Jahr genauer zu prüfen, ob es dort wirklich noch um ihre ureigenen Interessen oder vielmehr um diejenigen einzelner politischer Gruppierungen geht."
Da verbleibt mir nur zu sagen: Das ist verdammt noch mal die Pflicht eines jeden Wählers, bevor das Kreuzchen gesetzt wird. Und mal abgesehen davon, dass die Formulierung "ob die Gruppe auch liefert" so klingt, als würde es sich um Lakaien handeln, schlage ich vor, das Ergebnis selbst zu prüfen und passende Protokolle zu lesen oder direkt an den Sitzungen teilzunehmen.