Im Theaterkeller des FTSK führte die italienische Theatergruppe die Komödie „La Marcolfa“ von Dario Fo an drei Abenden auf und brachte, auch mit Hilfe der deutschen Obertitel, alle Anwesenden zum Lachen. All diejenigen, die nicht dabei sein konnten, können hier sehen und lesen, was sie verpasst haben.

Der hochverschuldete Marchese sucht in seinem verstaubten Anwesen seine Haushälterin Marcolfa, die er dann, verblüffenderweise, im Schrank findet. Diese ist davon überzeugt, dass sie das Gewinnerlos der Wiener Lotterie gekauft hat, und als dann Giuseppe in der Zeitung die Gewinnzahlen liest, stellt sich heraus, dass Marcolfa wirklich 1000 Lire gewonnen hat. Zunächst glauben die Männer, keine Chance bei Marcolfa zu haben, denn diese ist mit Francesco verlobt, der sie nun wahrscheinlich heiraten wird. Doch der geldgierige Giuseppe macht ihr trotzdem einen Antrag. Als dann der Marchese misstrauisch wird und von den 1000 Lire erfährt, will auch er Marcolfa heiraten. Bald wird klar, dass Francesco alles geplant und Marcolfa das Gewinnerlos des letzten Jahres untergejubelt hat, um allen eine Lektion zu erteilen. Daraufhin erschießt Teresa, Giuseppes Geliebte, fast den Marchese und die Principessa verspricht ihm ihre ganze Mitgift, doch nun folgt die große Überraschung. Der Giornalaio kommt herein und verrät, was in der Zeitung steht: Die diesjährigen Gewinnzahlen sind dieselben wie die des letzten Jahres.
In diesem Sinne: tre cinque otto nove otto nove!
Was ist das eigentlich für ein Stück?
Eine Schauspielgruppe, in der mehr als die Hälfte gar kein Italienisch spricht, es aber trotzdem tut, nebenbei in einen Schrank läuft und gleichzeitig das Publikum auf Deutsch unterhält?
Wo simma denn hier?
„So, es ist 20:13 Uhr, ab auf die Bühne!”
Natürlich durften wir als italienische Theatergruppe das Image der italienischen Pünktlichkeit nicht ruinieren und so fing die Aufführung später als angekündigt an.
Nach dem traditionellen, bei der Erstaufführung eingeführten, Merda, Merda, Merda!, das von den Schauspielern lauthals im Umkleideraum gebrüllt wurde, bevor die fehlenden Vorhänge aufgingen,
waren alle sehr konzentriert oder plötzlich durstig oder mussten doch noch schnell für kleine Schauspieler. Dafür war aber keine Zeit, denn Herr Feihl war bereits auf der Bühne und Frau Panella
saß schon einsatzbereit in ihrem Soufflierstuhl. Nach einer kurzen Einführung gab Iwan sein Bestes auf dem Klavier und daraufhin nahm die Komödie ihren Lauf.
Herr Lenzi, der im Oktober des letzten Jahres für sein laboratorio teatrale schauspielbegeisterte Studenten zusammengetrommelt hatte, wünschte uns aus Rom drei Mal Hals- und Beinbruch; und der
Marchese und Giuseppe schafften es dann auch tatsächlich, sich ganze 15 Mal voll auf die … Bühne zu legen. Sie hatten den Spruch wohl ein bisschen zu wörtlich genommen, aber hey, lustig war es
trotzdem.
Ich wage mal zu behaupten, dass eine Frau noch nie so viele Liebesgeständnisse und Heiratsanträge in so kurzer Zeit bekommen hat wie Marcolfa, und das allein wegen ihrer Schuhsohle. Na gut, die
soletta war ja auch 1000 Lire wert, selbst ich musste da nicht zweimal überlegen…
Jeder Auftritt war einmalig!
Die Kombination aus den unterschiedlichen Reaktionen des Publikums, unseren Texthängern und den verschiedenen schauspielerischen Umsetzungen war perfekt und brachte auch noch in der dritten und
letzten Vorstellung alle zum Lachen. Auch wenn die Zeitung fast in Flammen aufgegangen wäre und der Marchese seine Lesebrille „vergessen“ hatte, wollen wir uns nochmal bei allen Anwesenden, die
vor und hinter den Kulissen geholfen haben, und natürlich beim Publikum recht herzlich bedanken!
Es war uns eine Freude, euch alle in unser italienisches Wohnzimmer einzuladen.
In Liebe
Euer hochverschuldeter Marchese
Jennifer Luca
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