Im neuen 06|kurier habt ihr bereits jede Menge interessante Informationen über den Gebärdensprachkurs am FTSK und über den Leiter Werner Collet erfahren.
Dominika hat für euch weiterrecherchiert und versorgt euch hier im 06|magazin mit weiteren spannenden Infos über die Gebärdensprache an sich und die Gehörlosenkultur.
Interessantes über die Gebärdensprache
Entgegen der weit verbreiteten Meinung gibt es nicht eine einzige internationale Gebärdensprache. Jedes Land hat eine eigenständige Gebärdensprache mit dialektalen Abweichungen je nach Region. Dialekte der Gebärdensprache entstehen dadurch, dass sich die deutsche Gebärdensprache auf den Schulhöfen der etwa 50 Gehörlosenschulen in Deutschland in verschiedene Richtungen entwickelt. Die Dialekte unterscheiden sich durch einzelne abweichende Gebärdenzeichen, jedoch kaum durch die Grammatik. In Deutschland gibt es ungefähr 80.000 gehörlose und etwa eine halbe Million schwerhörige Menschen. 95% der gehörlosen Kinder werden von hörenden Eltern geboren und haben daher oft Probleme bei der Sozialisation, da sich die Eltern heutzutage leider noch in vielen Fällen dagegen entscheiden, die Gebärdensprache zu erlernen. Neben der deutschen Gebärdensprache (DGS), die von der großen Mehrheit der Gehörlosen in Deutschland verwendet wird und eine eigenständige Sprache ist, gibt es auch noch das lautsprachbegleitende Gebärden (LBG) und das lautsprachunterstützende Gebärden (LUG).
Interessantes zur Gehörlosenkultur:
• Gehörlose können morgens problemlos zur rechten Zeit aufstehen, indem sie statt eines
konventionellen Weckers ein Vibrationskissen, einen Lichtwecker, der sehr helle Lichtblitze
erzeugt, oder eine spezielle Armbanduhr, die zur Weckzeit stark vibriert, verwenden.
• Durch Lampen, die an die Klingel angeschlossen werden und in der ganzen Wohnung Lichtblitze
erzeugen, weiß ein Gehörloser, wann es an der Tür klingelt.
• Sollte das Baby von Gehörlosen nachts anfangen zu weinen, werden die Eltern von einem
Babyfon mit Lichtsignalen davon in Kenntnis gesetzt.
•Gehörlose dürfen ohne Einschränkungen Auto fahren. Den fehlenden Gehörsinn gleichen sie dabei
durch ihre außerordentlich gute Beobachtungsgabe aus.
•Es gibt einen Poetry Slam für Gehörlose, der sogenannte „Deaf Slam”. Er findet bereits in
Heidelberg, Berlin, Dortmund und München statt.
• Wenn Gehörlose reisen, nehmen sie als Erstes mit einem Gehörlosenzentrum am Zielort Kontakt
auf. Vor Ort angekommen, werden sie von einem Gehörlosen abgeholt und finden sich
gegenseitig, indem sie ihre zum Solidaritätsgruß geformte Hand in die Höhe strecken. Dieser Gruß
ähnelt der Geste „Devil's horns” aus der Metal- und Rockszene und steht für die Buchstaben „I”,
„L” und „Y” aus dem Fingeralphabet, den Anfangsbuchstaben des Satzes „I love you”. Während
des Urlaubs zeigen die einheimischen Gehörlosen den Urlaub machenden Gehörlosen die Stadt
und helfen ihnen, sich gut zurechtzufinden.
• Die Verwendung von Gebärdensprachen im Unterricht an Gehörlosenschulen wurde 1880 in
weiten Teilen Europas im Zuge des 2. Mailänder Taubstummenlehrer-Kongresses verboten. In
Deutschland wurde die Gebärdensprache erst im Jahre 2002 rechtlich anerkannt.
Dominika Lisson
In Kürze folgt auch noch ein Interview mit Werner Collet!
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