Satan makes the world go round

Als Besucher des an drei Tagen im Mai durch die Uni-Bühne Germersheim aufgeführten Stückes
SALTO VITALE aus der Feder von Rainer Kohlmayer konnte man sicherlich zu diesem Schluss kommen,
schließlich begibt sich hier der Leibhaftige (Paul Tido), in menschlicher Gestalt und ausstaffiert mit
unzähligen Namen, an einem warmen Sommernachmittag in die Kanzlei des Rechtsanwalts Bollwerk
(Mario Balázs) und wirbelt dort innerhalb kürzester Zeit eine Menge Staub auf.
Als eine Art Rächer der Enterbten verzaubert er Sekunden nach seinem Erscheinen sowohl die pragmatische Sekretärin Helga Gemmrich (Kamila Gagola) als auch die scheidungswillige, und deshalb einen perfiden Plan ausheckende, Klientin Alice Knetchen (Katharina vom Endt). Den paragraphentreuen Advokaten hingegen treibt er beinahe in den Wahnsinn, ebenso den renommierten Wissenschaftler Professor Knetchen (Christian Degel), Ehemann der hilfesuchenden Mandantin, der in seinem Streben nach Perfektion und Wahrheit durch aberwitzige Analysen an diesem durch den Gehörnten geprägten Tag jedoch an seine Grenzen stößt. Auch dem in das Intrigenspiel der Frau Knetchen hineingezogenen Lokalreporter Bruno Krapitz (Carlo Accorinti) raucht schon bald der Kopf, wittert er doch einen großen Kriminalfall und die Chance, zu einem großen Journalisten aufzusteigen. Als sich in all dem Kuddelmuddel auch noch ein Techtelmechtel zwischen eben diesem Reporter und der Haushälterin der Knetchens, Kerstin (Ina Wittkowski), auf der einen, zwischen dem Rechtsanwalt und seiner Sekretärin auf der anderen Seite anbahnt, ist das Chaos perfekt
Nach einigen Irrungen, Wirrungen und mächtigen Turbulenzen offenbart sich schließlich der Gehörnte dem erstaunten Publikum, hinterlässt allerdings auch nach seinem Schlussmonolog und der finalen musikalischen Einlage etliche offene Fragen. So ist er eben, der Herr der Fliegen: Stets geheimnisvoll und undurchsichtig.
Die Zuschauer scheint dies nicht gestört zu haben, die Anzahl der Lacher und der Applaus überstieg jedenfalls die Anzahl der verbliebenen Fragen bei Weitem.

Die Uni-Bühne Germersheim bedankt sich bei seinem fantastischen Publikum!

 

Text von Mario Balázs

Collage zur Verfügung gestellt von Rainer Kohlmayer

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Kommentare: 1
  • #1

    Rainer Kohlmayer (Donnerstag, 06 Juni 2013 16:03)

    Lieber Mario, oller Pessimist! Enrico als Teufel!? Der sanfte Außerirdische ("Zur Zeit wohnhaft im Sternbild Sirius, Planet 27b") mit den wechselnden Identitäten wirkt doch nur auf Bürokraten, BILDReporter und Wissenschaftler mit Tunnelblick diabolisch, insgesamt ist er doch eher ein friedlicher (dionysischer) Chaot Wie sagt er so schön: "Im Anfang war das Weib, Madame Logos. Den Teufel erkennt man am Schwanz und an den Formularen." Aber es stimmt: Ja, könnten wir mit unserem Publikum auf Tournee gehen - wir wären die Größten! Es war toll.