Alljährlich schlägt im Frühjahr das Herz eines jeden Inlineskaters höher. Die Inlineskate-Saison beginnt und wie jedes Jahr darf natürlich die Karlsruher Skatenite nicht fehlen. Fußgänger und Autofahrer müssen am Rande der Strecke warten, während sich eine über Hunderte von Metern erstreckende Karawane von vorbeisausenden Sportlern auf windschnittigen Rollen über Straßen schlängelt, die normalerweise ausschließlich von PKWs befahren werden. An mehreren Donnerstagen im Jahr gehören die Karlsruher Straßen den Hunderten - vielfach sogar über Tausend - Inlineskatern, die an der Karlsruher Skatenite teilnehmen.

Zum 13. Mal startete die Skatenite am 8. Mai diesen Jahres in die Saison. Los ging es mit einem kostenlosen Sicherheitsworkshop, denn Sicherheit ist für die Veranstalter der Skatenite ein wichtiges Thema, zumal beim Fahren oft hohe Geschwindigkeiten erreicht werden und es leicht zu Stürzen kommen kann. Die Teilnehmer müssen daher einen sicheren Fahrstil beherrschen und in der Lage sein, effektiv zu bremsen. Wer sich noch nicht ganz sicher mit seiner Fahrtechnik fühlt oder das kleine Einmaleins der Skatetechnik auffrischen möchte, dem wird bei dem ungefähr zweistündigen Sicherheitsworkshop, der zweimal zu Beginn der Skate-Saison angeboten wird, geholfen. Bei diesem Workshop vor der Messe Karlsruhe führen erfahrene und ausgebildete Inline-Instruktoren verschiedene Fahr- und Bremstechniken vor, die daraufhin unter ihrer Anleitung von den Teilnehmern geübt werden. Dazu gehören die Technik des sicheren Stehens und des kontrollierten Fallens, die wichtigsten Bremstechniken, die Fahrtechnik zum sicheren Überqueren von Bahngleisen, Gullys und ähnlichen Hindernissen sowie das Kurvenfahren. Zudem werden Handzeichen zur Signalisierung von kommenden Schienen, einer Kurve, einem großen Schlagloch oder einer Gefahrenstelle bzw. einem Sturz erlernt und mit allen anderen geübten Techniken bei einer Rundfahrt um das Messegelände verinnerlicht. Zum Schluss kann man sich an einem kleinen Slalom-Parcours und am Überspringen von zwei unterschiedlich hohen Hindernissen probieren.

Während des gesamten Workshops herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre und die Inline-Instruktoren, die sogenannten Ordner, sind außerordentlich freundlich, geduldig und hilfsbereit. Die Ordner, die - natürlich in größerer Zahl - bei den Skatenites mit dabei sein werden, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten, sind mit diesen per Du. Wer gesiezt werden möchte, der dürfe sich eine Plakette mit der Aufschrift „Sie“ geben lassen und anstecken, sagt ein Ordner lachend. Er und seine Kollegen und Kolleginnen geben gerne Tipps und beantworten alle möglichen Fragen rund um das Inlineskaten. Man kommt sehr einfach mit ihnen ins Gespräch - während des Workshops noch leichter als während der Skatenite, bei der doch etliche Teilnehmer mehr anwesend sind und sich alles unübersichtlicher und gefährlicher darstellt. Dahingegen wirkt der Sicherheitsworkshop mit seinen knapp 50 Teilnehmern fast schon niedlich. Doch auch bei der Skatenite kann trotz ihres Formates einer Großveranstaltung der familiäre Charakter bewahrt und ein Gefühl von Gemeinschaft und Vertrautheit unter den Inlineskatern vermittelt werden. Die Begeisterung und der Spaß an der Sportart stehen unentwegt im Vordergrund, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass jedes Mal eine so große Anzahl an Teilnehmern mit von der Partie ist. Für noch bessere Stimmung sorgen der Musikwagen des Radiosenders „Die Neue Welle“, für den im Vorhinein Musikwünsche abgegeben werden können, und die schlagfertigen Bemerkungen per Lautsprecher des Radiomoderatoren im Wagen. Wer jedoch länger als ein bis zwei Minuten in den Genuss der Musik kommen möchte, muss zu den schnellen Skatern gehören, da der Musikwagen die Skatenite-Teilnehmer anführt.

Am Abend der Skatenite versammeln sich die Inlineskater ab etwa 19 Uhr nach und nach auf dem Vorplatz der Volksbank, bevor es um 19:30 Uhr losgeht. Wer sich gegen Pfand eines Personalausweises oder anderen Identitätsnachweises, wie zum Beispiel eines Studenten- oder Bibliotheksausweises, Knie-, Handgelenks- und Ellbogenschoner und/oder einen Helm ausleihen möchte, sollte bereits um etwa 19 Uhr eintreffen. Erst kurz vor Veranstaltungsbeginn erscheinende Teilnehmer ohne Schutzausrüstung riskieren, beim Helm- und Schonerverleih leer auszugehen und im Falle eines Sturzes dem harten Betonboden ungeschützt ausgeliefert zu sein. Auch die Ordner werden es nicht leid, immer wieder aufs Neue zu betonen, wie wichtig eine vollständige Schutzausrüstung ist. „Einen Helm zu tragen sieht doch wirklich besser aus als eine offene Platzwunde am Kopf", höre ich schon zum zweiten Mal. Und angenehmer ist der Helm allemal. Selbst wenn die Skater im Sommer bei hohen Temperaturen durch die Schutzausrüstung mehr schwitzen. Trotz der Warnungen und des Angebotes des Schoner- und Helmverleihs sehe ich jedoch immer wieder Teilnehmer, die ohne entsprechenden Schutz unterwegs sind, was mir unbegreiflich erscheint. Die meisten von ihnen wirken wie erfahrene Inlineskater, die viel von ihrer eigenen Fahrkunst halten. Jedoch kommt Hochmut oft vor dem Fall, wie ich einige Male aus unmittelbarer Nähe zu sehen bekomme. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein versierter Inlineskater durch das Verschulden eines weniger erfahrenen Teilnehmers zu Sturz gebracht wird.

Die Strecke der Skatenite ist ca. 15 km lang und wird üblicherweise zweimal gefahren. Vielen Inlineskatern genügt bereits die erste Runde, sodass die zweite Runde vom harten Kern der Teilnehmer noch schneller gefahren wird als die erste. Innerhalb einer Runde gibt es zwei bis drei Verschnaufpausen. Bei einigen Skatenites sind die Stadtwerke Karlsruhe mit ihrem Wassermobil vertreten, an dem sich die Teilnehmer während des Zwischenstopps kostenlos mit kühlem Wasser erfrischen können. Die Pausen dienen zudem einem weiteren Zweck: Das Feld soll nicht zu stark auseinandergezogen werden. Deshalb starten die langsameren Inlineskater nach jeder Pause von ganz vorne und können bis zum nächsten Stopp auf der linken Spur von den schnelleren Inlineskatern, von denen einige sogar an Inlineskate-Marathons teilnehmen, überholt werden. Die Fahrgeschwindigkeiten, die im Rahmen der Möglichkeiten der einzelnen Skatenite-Teilnehmer liegen, variieren spürbar. Wenn die Puste dennoch einmal ausgeht oder man von den restlichen Teilnehmern abgeschüttelt wurde, wird man bis zur nächsten Pause vom sogenannten „Besenwagen“, einem Kleinbus, mitgenommen. Manchmal hat man sogar Glück und wird eine Zeit lang von einem äußerst gnädigen Ordner an die Hand genommen, da man ungerne in den Besenwagen einsteigen möchte... Sollte der Geschwindigkeitsmangel auf die Qualität der eigenen Ausrüstung zurückzuführen sein, können an einigen Terminen Inliner von K2 oder Powerslide ausgeliehen und während des ganzen Abends benutzt werden.

Nachdem die erste geplante Skatenite für dieses Jahr am 16. Mai aufgrund von sehr wechselhaftem und regnerischem Wetter nicht stattfinden konnte, wird nun gespannt auf den 6. Juni gewartet, an dem die nächste Skatenite ihre Chance erhält. Sollte das Wetter an einem Termin einmal nicht mitspielen, müssen sowohl Veranstalter als auch Teilnehmer darum bangen, ob die Skatenite an den Start gehen kann, was spätestens zweieinhalb Stunden vor Beginn der Veranstaltung endgültig bekannt gegeben wird. Dies kann u.a. auf der Internetseite von „Die Neue Welle" an der „Skatenite-Ampel“ abgelesen werden. Springt die Ampel auf Grün, kann die Skatenite ins Rollen kommen. Aufgrund des durchwachsenen Wetters wird es wahrscheinlich auch am 6. Juni wieder einmal sehr spannend, welche Farbe die Ampel am Ende des Tages anzeigen wird. Leuchtet sie grün, werde ich definitiv wieder mit von der Partie sein. Denn die Skatenite macht einfach wahnsinnig viel Spaß und hält dabei auch noch fit. Abgesehen davon ist sie ein Event, das seinesgleichen sucht, und eine Erfahrung für sich. Besonders gefallen mir das Engagement der Veranstalter und der Ordner, die Begeisterung der Inlineskater für diese Veranstaltung und das Gemeinschaftsgefühl, das einfach unvergleichlich ist. Denjenigen, die Karlsruhe noch nicht allzu gut kennen, bietet die Skatenite mit ihren unterschiedlichen Strecken die Möglichkeit, die Stadt besser kennenzulernen. So habe auch ich neue Flecken entdeckt, die ich zuvor nicht kannte, und eine bessere Orientierung in der Stadt bekommen. Da die Skatenite gewöhnlich noch vor 22 Uhr endet, ist es auch für Inlineskater, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus der Umgebung Karlsruhes anreisen, problemlos möglich, an der Skatenite teilzunehmen. In diesem Sinne freue ich mich, vielleicht den einen oder anderen von euch auf der Skatenite anzutreffen.
Weitere Informationen und das Datum des nächsten Sicherheitsworkshops findet ihr hier.
Text von Dominika Lisson
Fotos: © Thomas, Michael und Mac vom Skatenite-Team, Inline-Karlsruhe
Kommentar schreiben