Anlässlich der Abschaffung der Sklaverei in Brasilien vor 125 Jahren wurde am vergangenen Dienstag am FTSK ein Filmabend veranstaltet.
Es wurde „Der Garten der heiligen Blätter“ gezeigt, davor gab es eine Einführung von Ana Graca Correia Wittkowski, die den zahlreichen Besuchern einen Einblick in die Geschichte Brasiliens gab – ein Land, mit dem die meisten vor allem paradiesische Strände, Urlaub und Karneval verbinden.
Dass dort bis vor 125 Jahren jedoch Sklaverei im großen Stil betrieben wurde, ist vielen nicht bewusst.

Vor allem die Yoruba, Nigerianer, die unfreiwillig in die Millionenstadt Salvador da Bahia an der Küste Brasiliens kamen, wurden versklavt.
Gerechtfertigt wurde dieser grobe Verstoß gegen die Menschenrechte mit der Geschichte von Kain und Abel: Kain, der seinen Bruder getötet hatte, wurde von Gott mit einem schwarzen Fleck versehen. Nun sollten die Afrobrasilianer für das Verbrechen ihres angeblichen Vorfahren Buße tun.
Am 13. Mai 1888 unterzeichnete Prinzessin Isabel schließlich das „Lei Áurea“ (das Goldene Gesetz), womit die Sklaverei offiziell für rechtswidrig erklärt wurde.
Correia Wittkowski betonte jedoch, dass sich für die Yoruba zunächst überhaupt nichts änderte: Wie sollten sie ein neues Leben beginnen, wenn sie keine Berufsausbildung hatten, ihre Kinder nie zur Schule gegangen waren und sie kein Geld hatten, um sich eine eigene Existenz aufzubauen? In den meisten Fällen blieb also alles beim Alten und es dauerte lange Zeit, bis erste Verbesserungen deutlich wurden. Ähnlich verhielt es sich mit dem verbreiteten Rassismus in Brasilien: Es wurde zwar ein Gesetz erlassen, das den Rassismus verbot, doch ein Umdenken in den Köpfen der Menschen brauchte mehr Zeit als die Unterzeichnung eines Dokumentes.
Insofern ist der 13. Mai in Brasilien auch kein Tag zum Feiern, sondern sollte eher zum Nachdenken anregen.
Nach der Einführung, in der auch die afrobrasilianische Religion Candomblé vorgestellt wurde, wurde der Film „Der Garten der heiligen Blätter“ gezeigt.
Darin geht es um Bonfim, der als Manager in einer Bank Salvadors und Ehemann einer Christin zunächst ein recht angepasstes Leben führt.
Er verbringt jedoch mehr und mehr Zeit bei Ritualen der Candomblé und richtet sein Leben immer mehr auf den Kult der Orixás, der Geister oder „Vermittler“ zwischen den Menschen und dem Übersinnlichen, aus.
Daraus ergeben sich viele Auseinandersetzungen mit seiner Frau: Während sie ein frommes Leben führt, glaubt er „an ein Leben vor dem Tod“, trennt sich schließlich von ihr und beginnt eine Beziehung mit einem Mann.
Nach dem Tod seines Liebhabers bei einem tragischen Autounfall und Problemen mit rassistischen und homophoben Arbeitskollegen kündigt Bonfim seine Stelle in der Bank und widmet sich ganz dem Kult der Candomblé.
Er organisiert Kultfeste, nimmt Kontakt mit Orixás auf und lässt sogar einen Tempel erbauen. Außerdem verbringt er, wie der Titel des Filmes suggeriert, viel Zeit in der - für die Candomblé heiligen - Natur, die ihn den Orixás näher bringt.
Nach Ende des Filmes durften die Besucher Fragen stellen und ein Feedback zum Gesehenen und Gehörten abgeben.
Mir persönlich hat der Abend sehr gut gefallen, da ich vieles über Brasilien und die Geschichte und Kultur des Landes erfahren konnte. Ich finde es sehr wichtig, immer wieder hinter die Kulissen zu blicken und nicht zu verdrängen, wie viele Verbrechen und Verstöße gegen die Menschenrechte auch in scheinbar so paradiesischen Ländern der Erde geschahen und teilweise immer noch geschehen.
Vielen Dank an Ana Graca Correia Wittkowski und alle, die diesen aufschlussreichen Abend organisiert haben!
Text von Julia Weiland
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