La Isla – Archive einer Tragödie

Der von der Germersheimer Amnesty International-Gruppe und Carea e. V. präsentierte Filmabend, der am Donnerstag, den 02. Mai 2013, im evangelischen Dekanat Germersheim stattfand, war ein voller Erfolg. Zu der Veranstaltung, bei der der Dokumentarfilm „La Isla – Archive einer Tragödie“ von Uli Stelzner gezeigt wurde, erschienen ca. 80 Besucher aller Altersklassen.


Einblicke in eine erschütternde Vergangenheit

Nach einer Einführung in den historischen Hintergrund der guatemaltekischen Staatsverbrechen von Timo Dorsch, Amnesty-Mitglied und ehemaliger Menschenrechtsbeobachter in der mexikanischen Region Chiapas, tauchten die Besucher ein in die Aufarbeitung der Vergangenheit Guatemalas. Zwischen 1960 und 1996 waren hier im Zuge des von Militär und Polizei ausgehenden staatlichen Terrors über 200.000 Menschen verschleppt, gefoltert und ermordet worden; 83% von ihnen waren Maya. In „La Isla“ zeigt sich am Beispiel der Geschwister Veronica und Armando Morales das erschütternde Schicksal vieler Guatemalteken: Die Geschwister verloren 13 Familienangehörige und wurden Zeugen zahlreicher Gräueltaten. Die Suche nach Antworten führt sie in das Polizeiarchiv, das im Jahre 2005 infolge einer Explosion zufällig entdeckt wurde. Die dort befindlichen 80 Millionen Dokumente liefern die Beweise für unzählige Menschenrechtsverletzungen an der Bevölkerung. Der Film verdeutlicht auch die erschreckende Rolle, die die CIA bei diesem Genozid unter dem Deckmantel des Antikommunismus spielte.

Bei der anschließenden Publikumsdiskussion unter der Leitung von Timo Dorsch tauschten sich die Anwesenden über die Eindrücke aus, die der Film hinterlassen hatte. Es wurden außerdem Unterschriften für Rosa Franco gesammelt, deren Tochter María Isabel 2001 vergewaltigt und brutal ermordet wurde und die seitdem für Gerechtigkeit kämpft.

Die Vergangenheitsbewältigung in Guatemala geht schleppend voran, wie der wiederholt verzögerte Prozess gegen den ehemaligen Diktator Efraín Ríos Montt zeigt. Auch die Drohungen gegen den inzwischen nach Deutschland geflohenen, guatemaltekischen Rapper Nim Alae, der einen musikalischen Beitrag zum Film leistete, beweisen, dass weiterhin massive Probleme bestehen. Es bleiben also ungeklärte Fragen und ein tief empfundener Schmerz der Überlebenden, der sich in Veronica Morales' Aussage „Nunca fui yo feliz“ („Ich bin noch nie glücklich gewesen“) besonders berührend widerspiegelt. Doch die Entdeckung des Polizeiarchivs gibt Anlass zur Hoffnung auf eine strafrechtliche Verfolgung der Täter und ebnet den Weg für eine angemessene Auseinandersetzung der guatemaltekischen Bevölkerung mit ihrer Vergangenheit.

Wir hoffen, mit unserer Veranstaltung etwas dazu beigetragen zu haben, das Schicksal vieler Guatemalteken auch jenseits des großen Teichs bekannt zu machen, und bedanken uns sehr herzlich bei allen Besuchern für das rege Interesse.

 

Text von Daniela Wulf

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