Wanderung in den Mai

Was gibt es Besseres, als sich am 1. Mai gemeinsam mit Kommilitonen und ausreichend Verpflegung gutgelaunt auf den Weg zur Maiwanderung zu begeben? Auch wenn diese Gruppe Studenten keinen Bollerwagen hatte, wie es eigentlich üblich ist, konnte das Bier sicher durch die Pfalz transportiert werden. Allerdings ist es wohl irgendwo auf dem Weg verloren gegangen. Lest hier, was passiert ist.


Anfang Mai 1886. 80.000 Beschäftigte ziehen Arm in Arm mit ihren Gewerkschaftsfahnen durch die Straßen Chicagos, um friedlich für die Aufnahme des Achtstundentages in ihre Arbeitsverträge zu demonstrieren. Plötzlich treffen etwa 200 Polizisten auf dem Heumarkt ein und es wird unbekannterweise eine Bombe gezündet. Demonstranten und Polizisten geraten in Panik, Kugeln fliegen, Menschen werden verletzt und sterben. Am nächsten Tag ruft die Regierung das Kriegsrecht aus, verhaftet Arbeiterführer und geht massiv gegen die Gewerkschaften vor. Die Bewegung greift auf Europa über und die linken Parteien rufen dazu auf, den 1. Mai zum „Kampftag der Arbeiterklasse“ zu machen.

Die Karawane zieht los
Die Karawane zieht los

1. Mai 2013. Eine Gruppe von etwa 35 gut gelaunten, gut aussehenden und gut ausgestatteten Germersheimer Studenten trifft sich um 11 Uhr im Durchgang zwischen Alt- und Neubau der Uni, um kurze Zeit später auf Wanderung zu gehen. Frei nach dem Motto „Make love, not war“ nutzt diese Gruppe den so blutig begründeten Feiertag, um gemeinsam die in Deutschland weit verbreitete Tradition der Maiwanderung auch in der Südpfalz zu etablieren.

Auch wenn die Sonne sich nicht blicken ließ und wir auf Bollerwagen und Musik verzichten mussten, ließen wir uns nicht davon abhalten, zum Brechtsee in Philippsburg zu wandern. Die äußerst heterogene Gruppe, in der von körperlich fitten zu stark verkaterten, von sehbehinderten bis zu noch halb schlafenden, von B.A.- zu M.A.-Studenten aus Germersheim und Karlsruhe alles dabei war, verstand sich super. Solidarisch wurde auf Nachzügler gewartet, Essen und Getränke geteilt und das ein oder andere Lied angestimmt.

Kein Hindernis kann sie aufhalten
Kein Hindernis kann sie aufhalten

Nach anderthalb Stunden Fußweg gelangten wir problemlos an den gewünschten See, obwohl dessen geografische Zuordnung unterwegs noch debattiert wurde. Dank mitgebrachter Picknickdecken und der dort vorhandenen Bänke für sehr große Menschen fand jeder einen Sitzplatz und konnte sich von den Strapazen der weiten, weiten Wanderung erholen. Zur Stärkung gab es Grillgut, selbst gemachte Dips, Kekse, Kuchen, Rohkost und das ein oder andere hart gekochte Ei mit Salz, nicht zu vergessen die Schnäpse und Kaltgetränke. Nach ausgiebiger Rast, neidvollen Blicken auf vorbeiradelnde Wandergruppen in Besitz eines Bollerwagens und aufgrund einer zunehmend kühler werdenden Witterung beschlossen wir, den Rückweg anzutreten. Dieser verlief genauso problemlos und in angenehmer Atmosphäre wie der Hinweg, jedoch verloren wir peu à peu unsere Gruppenmitglieder, sodass nur noch sieben Leute gegen 15.30 Uhr wieder an der Uni ankamen. Dort warteten schon andere Studenten „auf glühenden Kohlen“ auf unser Eintreffen und teilten freizügig Essen und Grills mit uns. Ein Teil unserer Gruppe fand sich später wieder bei uns ein und wir grillten gemeinsam bis in den Abend hinein.

In der Hoffnung auf besseres Wetter im kommenden Jahr und dass die Wanderung allen Teilnehmern gefallen hat, glauben wir, auch in Germersheim eine Tradition begründet zu haben, die in Zukunft gepflegt werden wird!

So sieht Germersheimer Wanderlust aus
So sieht Germersheimer Wanderlust aus

Text von Judith Radtke

Fotos von Katharina Wellmann

Kommentar schreiben

Kommentare: 0