Eugenio hat seinen BA in Italien gemacht ist für den MA Konferenzdolmetschen nach Germersheim gekommen. Warum er sich für Germersheim entschieden hat, wie er sich in Deutschland eingelebt hat und was er an Italien vermisst, verrät er uns hier.

Eugenio, du lebst mittlerweile schon über 3 Jahre in Deutschland, was gefällt dir hier so sehr?
Die Leute halten die Regeln ein und die Bürokratie funktioniert sehr gut hier. Außerdem kann man relativ schnell Arbeit finden, das ist für junge Leute sehr reizvoll.
Könntest du dir denn vorstellen, für immer in Deutschland zu leben?
Das Wort immer erschreckt mich ein bisschen. Ich kann mir schon vorstellen, länger hier zu bleiben, aber festlegen wollen würde ich mich da nicht. Ich würde gern noch länger hier bleiben, aber für immer, das weiß ich nicht.
Was hast du für einen Eindruck von Deutschland?
Italiener denken immer, dass die Deutschen sehr kalt sind, keinen Spaß verstehen, nur arbeiten und das Leben nicht genießen, sondern nur an die Arbeit denken. Das liegt vielleicht am Wetter und dass die Leute hier nicht so viel Zeit draußen verbringen. Aber als ich hierhergekommen bin, habe ich gemerkt, dass das nicht wirklich stimmt. Ich habe so viele nette Leute kennengelernt!

Was gefällt dir am besten an Deutschland?
Mich als Süditaliener fasziniert, dass einfach alles funktioniert und die Leute zum Beispiel bei Rot halten, das ist in Süditalien keineswegs selbstverständlich. Außerdem sind die Deutschen Fremden und Kunden gegenüber viel netter. In Italien sind die Menschen nicht so hilfsbereit. Die Ordnung, der Respekt und die Freundlichkeit der Menschen gefallen mir am besten.
Und womit kommst du nicht so gut klar?
Mit dem Wetter natürlich, es ist so kalt hier! Außerdem sind die Deutschen nicht so flexibel, sie sind sehr strukturiert, aber manchmal wirkt diese Strukturiertheit wie Scheuklappen bei einem Pferd. Wenn etwas nicht nach dem gewohnten Muster abläuft, funktionieren die Dinge schon nicht mehr so gut. Wir Italiener leben schon im Chaos, da ist es nur natürlich, dass wir damit auch besser klarkommen.
Was sind die größten Unterschiede zwischen deiner alten Universität in Bari und der Uni hier in Germersheim?
Die Organisation funktioniert hier viel besser als in Bari, klar, vielleicht funktioniert hier auch nicht alles perfekt, aber verglichen mit Italien ist es ein Paradies!
Außerdem ist der Unterricht hier viel praxisorientierter. In Italien wird mehr Wert auf die Theorie gelegt.
Gut an der Uni hier ist auch, dass es so viele Dolmetschkabinen gibt, in Bari gab es das gar nicht und in Triest beispielsweise nur drei. Die Studenten werden hier also öfter abgehört und lernen vielleicht auch mehr.

Was vermisst du an Italien?
Das Essen! Obwohl ich auch hier in Deutschland schon sehr gut gegessen habe.
Außerdem fehlen mir meine Familie und meine Freunde, aber ich versuche alle drei bis vier Monate nach Italien zu fahren.
Und die Sonne und das Meer natürlich…
Wie ist es für dich, in einer Kleinstadt zu leben?
Es hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Ich hatte viel Schlechtes von Germersheim gehört und anfangs war ich wirklich geschockt, wie klein die Stadt ist. Aber in anderen Städten sind die Entfernungen viel größer und es ist anonymer. Hier kennt sich dafür jeder und zu unternehmen gibt es auch immer etwas. Da ist vor allem das Angebot des AStA und der Fachschaften sehr gut.

Warum hast du beschlossen, deinen Master ausgerechnet in Germersheim zu machen?
Weil ich gehört hatte, dass Germersheim die beste Uni für Übersetzen und Dolmetschen ist. Vor allem Konferenzdolmetschen, das wollte ich mal ausprobieren, weil man in Bari nur Konsekutivdolmetschen studieren kann. Heidelberg soll auch sehr gut sein. Da hat mir allerdings die italienische Abteilung nicht sehr gut gefallen, deswegen bin ich letztendlich dann nach Germersheim gegangen.
Das Interview führte Elissa Maccione.
Fotos von Eugenio Saponara
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