Äl Jawala traten im Rahmen des Internationalen Abends 2012 bereits zum zweiten Mal in Germersheim auf. Zur Zeit ist das Freiburger Quintett mit seinem aktuellen Album „The Ride“ auf Tour. Ein Remixalbum zur Studioversion wird im Januar veröffentlicht. Ein eigenes neues Album ist ebenfalls in Planung und wird voraussichtlich 2014 erscheinen.

Ihr seid nun schon zum zweiten Mal in der Sprachenhochburg Germersheim gelandet. Welche Fremdsprachen sprecht ihr denn?
Das ist individuell unterschiedlich. Englisch, Französisch, ein bisschen Spanisch, Portugiesisch, Arabisch können wir lesen und schreiben, aber nichts verstehen… und Badisch.
Euer Bandname stammt aus dem Arabischen und bedeutet „die Reisenden“. Wie seid ihr darauf gekommen?
Als wir uns 2000 gegründet und nach einem Namen gesucht haben, war noch ein Freund, der Halb-Ägypter ist, Teil der Band. Wir wollten einen Namen haben, der „Bewegung“ und „Reisen“ ausdrückt. Er nannte uns dann den arabischen Begriff „Äl Motajavelin“. So hießen wir am Anfang, genau für 4 Wochen. Keiner, noch nicht einmal wir , konnte sich das merken. Unser Freund hat uns dann die Kurzform dieses Begriffes vorgeschlagen: „Äl Jawala“. Seitdem heißen wir so.
Um zum zweiten Mal hier in Germersheim auftreten zu können, habt ihr extra einen Urlaub verschoben. Hat es euch hier beim letzten Mal so gut gefallen?
Für uns war es echt super letztes Jahr. Es war ein sehr angenehmes Publikum und eine tolle Stimmung.
Wohin wäre der Urlaub denn gegangen?
Nach Senegal. Wir fahren auch noch hin, nur nicht ganz so lange wie ursprünglich geplant.

Was war euer bester Auftritt bisher?
Puh, das ist eine schwere Frage. Eigentlich jeder. Letzte Woche im Jazzhaus in Freiburg war es ziemlich geil, aber das Bukarest Open Air 2009 auf dem Piaţa Revoluţiei (Deutsch: Platz der Revolution) war auch toll. Das war eine Ökoinitiative, ein Public Relation Feature zum Thema Recycling. In diesem Rahmen gab es dann eine Konzertreihe auf einer riesigen Bühne. Das wäre zu vergleichen mit einer rumänischen Band, die in Deutschland zusammen mit den Toten Hosen, den Ärzten, Clueso und den Fantastischen Vier auf einer Bühne stehen würde.
Wo wart ihr denn außer Bukarest noch auf der Welt unterwegs?
2010 und 2011 haben wir in China gespielt. 2010 im Rahmen der Expo in Shanghai und 2011 auf einem Festival in Nanjing und danach waren wir noch in Suzhou. 2011 wurden wir auch nach Jordanien eingeladen. Und wir sind natürlich schon sehr viel in Europa aufgetreten: in Bulgarien, in der Türkei und der Schweiz, Frankreich, Dänemark, Rumänien, Österreich…
Gab es da denn jemals Sprachprobleme?
Das Tolle ist ja, dass wir Musik machen. Das ist schließlich die Sprache, die jeder versteht. Klingt zwar sehr romantisch, aber unterm Strich stimmt es eben schon. Egal wo wir hinkommen, die Kommunikation ist nie ein Problem. Für den Urlaub in Senegal hat Steffi es sich natürlich nicht nehmen lassen, ein bisschen Wolof zu lernen. „Mey ma ndox ma naan“ heißt „Gib mir Wasser zu trinken“.

Habt ihr immer noch Lampenfieber?
Eher selten. Das kommt ganz darauf an, wo wir spielen. Die Heimkonzerte in Freiburg sind immer speziell, weil die Leute uns dort am längsten und am besten kennen. Teilweise haben sie die komplette Entwicklung in den letzten 12 Jahren mitbekommen. Da haben wir dann natürlich den Anspruch, jedes Mal wieder zu knallen und etwas Neues zu präsentieren. Wenn wir irgendwo zum ersten Mal auftreten, haben wir oft den Exotenfaktor, der die Leute beeindruckt. Die sagen dann „Boah krass, schau mal das Didgeridoo!“. Die Freiburger kennen das natürlich schon längst.
Was sagen denn eure Familien und eure Freunde zu eurem Beruf?
Wenn man so einen unregelmäßigen Job hat, wie wir, dann ist das natürlich immer etwas anderes. Wir sind oft am Wochenende unterwegs, wenn andere Familien zusammen sind. Das ist ganz klar ein Nachteil. Dafür haben wir aber den Vorteil, dass wir unter der Woche oft zu Hause sind und uns auch die Zeit relativ frei einteilen können.
Mittlerweile macht ihr die Musik hauptberuflich. War eine solche Karriere schon immer euer Ziel?
Unser Drummer Daniel wollte Maschinenbau studieren, aber wir haben ihn davon abgehalten. Saxophonistin Steffi hat erst mit 21 Jahren angefangen, das Instrument zu lernen, da war vorher natürlich etwas anderes geplant. Bassist Daniel war vorher 9 Jahre lang Beamter in Marseille. Nur Krischan wollte von Anfang an Musiker werden. Aber wir denken auch, dass das kein Plan ist, den man fasst und sich dann sagt: „So, jetzt starte ich meine musikalische Karriere“. Es geht halt einfach irgendwann los. Und uns ist bewusst, dass wir etwas haben, das viele andere Bands nicht haben: Wir spielen seit 12 Jahren mit unveränderter Besetzung zusammen. Dadurch konnten wir uns natürlich alle gemeinsam weiterentwickeln und können mittlerweile auch davon leben, Musik zu machen.

Wie können solche neuen Wege dann aussehen?
Wir haben weniger Zeit als noch vor ein paar Jahren. Wir haben jetzt Familie und teilweise auch noch Nebenjobs. Fünf Leute zusammenzubekommen ist jetzt natürlich schwieriger. Damals konnten wir an drei Nachmittagen pro Woche bis in die Nacht rein jammen, jetzt müssen wir schauen, dass wir strukturierter vorgehen, damit wir die Zeit, die wir haben, optimal ausnutzen. Manchmal haben wir tatsächlich nur zwei Stunden um drei neue Songs zu proben.
Hattet ihr Gelegenheit das Essen hier auf dem Internationalen Abend zu probieren?
Ja. Es ist echt super. Die niederländischen Hackfleischbällchen mit Erdnusssauce sind toll. Der griechische Zucchinikuchen ist auch superlecker. Und die gefüllten Teigtaschen, mal mit Fisch, mal mit Hackfleisch, aus Brasilien sind klasse. Der russische Kichererbsensalat schmeckt sehr gut und die Kabeljau-Kartoffel-Bällchen auch.
Das Interview führte Sandra Liermann.
Fotos von Max Frömling
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