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Ein Interview mit dem unter Studenten sehr bekannten und geschätzten Obst- und Gemüsehändler Clemens Ullrich

Wie lange verkaufen Sie schon Obst und Gemüse?
Wenn ich darüber nachdenke, viel zu lange (lacht). Ich mache das schon echt lange. Lassen Sie mich nachrechnen… seit 42 Jahren.
Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?
Das ist eine ganz lange Geschichte. Ich bin die fünfte Generation in diesem Geschäft und habe hier das älteste Geschäft in Germersheim überhaupt – überhaupt das aller älteste Geschäft hier!
Wie lange gibt es das Geschäft denn schon in Germersheim?
Oh, ich denke schon so 180 oder 200 Jahre.
Verkaufen Sie nur in Germersheim oder haben Sie auch noch andere Verkaufsstellen?
Nein, wir haben zwei [Verkaufsstellen, Anm. der Redaktion]. Früher hatten wir ein reines Käse- und Fachgeschäft, das haben wir dann übernommen. Das ging ja ganz früher noch los mit den Garnisonen, den Bundeswehr-Garnisonen, die von uns beliefert worden sind und dann ist es immer so weitergegangen. Dann ist es ein Fachgeschäft geworden, dann ein Käsegeschäft und dann habe ich es als Obst- und Käsegeschäft ausgebaut und habe es dann weiter ausgebaut als reines Wochenmarktgeschäft, also zweimal in Germersheim und zweimal in Frankenthal. Frankenthal ist unser Hauptgeschäft, unser umsatzträchtigstes Geschäft und Germersheim ist so ein Mitläufer, kann man sagen. Ein guter Mitläufer (lacht).
Wie läuft der ganze Prozess denn ab? Also wie kommt unser Gemüse zu uns nach Germersheim?
Ach, das ist ein riesen Aufwand! Jede Kiste wird ja ausgesucht, damit der Preis stimmt und die Qualität stimmt, damit wir mit jedem großen Subunternehmer mithalten können. Also, damit wir zumindest bei jedem Preis gleich und teilweise viel günstiger sind, als die Großen. Und das ist eine Mordsarbeit. Ich habe zwei Tage in der Woche Zeit zum Einkaufen, das heißt also nur kaufen, kaufen, kaufen. Und dann vor jedem Markt und nach jedem Markt nochmal auf den Großmarkt. Da muss man richtig gucken, was der Markt hergibt. Nicht, was verkauft werden muss, sondern was schön ist, was Qualität bringt und was den Preis bringt. Der Markt gibt ja alles her, aber das wollen wir ja nicht. Wir wollen schöne Ware. Die Ware muss schön sein und preiswert und das bekommen wir auch.
Wie viele Helfer haben Sie denn?
Ach, nicht viele! In Frankenthal, da haben wir ein gutes Geschäft, da haben wir jeden Tag so zwischen 1000 und 1500 Kunden und sind nur mit drei Mann bestückt. Also meine Frau, die ist ja meine Hauptarbeiterin, kann man so sagen, weil sie die ganze Buchführung und die ganze Arbeit macht, die hinter dem Markt noch ist. Dann haben wir noch eine Verkäuferin und in der Hochsaison haben wir drei Verkäuferinnen dabei, sodass wir zu fünft sind in Frankenthal. Da muss dann schon ganz schön geackert werden.
Macht es Ihnen denn trotzdem noch Spaß?
Immer noch!
Immer noch der Traumjob also?
Na ja, Traumjob kann man nicht sagen. Ich hab zwar ein wunderschönes Haus, alles schön, aber ich habe keine Zeit für mich und um mich selbst zu kümmern.
Sie sind dann jeden Tag von morgens bis abends auf dem Markt?
Ich arbeite jeden Tag 21 Stunden.
21 Stunden? Dann bleiben ja gerade mal drei Stunden zum Schlafen!
Na ja, ich muss ja auch noch was essen in der Zeit. Das langt nicht. Zwei oder zweieinhalb Stunden vielleicht. Also ich fange jeden Tag so zehn nach zwölf an und abends so neun, halb zehn ist Feierabend. Und dann können Sie noch was essen und duschen oder auch nicht und dann geht es ja schon fast wieder los. Und das sechs Tage die Woche.
Dann wird sonntags sicherlich den ganzen Tag geschlafen, oder?
Wenn Sie Sonntagmorgen zum ersten Mal in den Spiegel schauen, erkennen Sie sich nicht. Sie denken, da steht ein Kollege oder so. Das ist aber so. So ein hochgelaufenes Geschäft, das so läuft, wie es bei uns läuft, denn alles andere ist ja tot außen herum, dann können Sie nicht mehr zurück. Dann können Sie nicht sagen, wir machen langsamer oder wir machen weniger oder so. Das geht einfach nicht. Dann müssen Sie immer präsent sein. Und es muss immer mehr sein, immer mehr und immer schöner. Immer das Beste.
Gerade im Winter, bei den Temperaturen ist das doch ein richtiger Knochenjob, oder?
Ich kann Sie ja gerne mal acht Tage mitnehmen (lacht). Oder einen Tag?
Ich glaube, ein Tag reicht. Oder ein halber.
Wenn schon, einen ganzen Tag, keinen halben. Nein, das ist schon massive Arbeit. Aber das sieht ja der Kunde nicht. Das braucht er ja auch nicht zu sehen. Das geht nur, wenn sie Ihre ganze Kraft da reinstecken. Also Hobbies oder so gibt es keine. So wie früher. Früher hatte ich noch Hobbies, aber heute kenne ich so was gar nicht mehr.
Stimmt es, dass Sie Türkisch sprechen können?
Ich spreche viele Sprachen. Aber nur so, dass ich mich mit dem Kunden kurz unterhalten kann und ihm die Ware auf seiner Sprache anbieten kann und den Preis dazusagen kann.
Wie viele Sprachen beherrschen Sie auf diese Weise?
Also so zwei, drei, vier, fünf kann ich schon (lacht).
Vielen Dank, dass Sie sich trotz der vielen Arbeit die Zeit für das Interview genommen haben. Ich glaube, viele Studenten wissen Ihre Arbeit sehr zu schätzen.
Das Interview führte Doreen Stolle
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